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Neurologin wurde ich nicht, aber Sacks’ Bücher und Essays las und lese ich seither immer mit großem Gewinn, etwa seinen Text über Gesichtsblindheit, in dem er nicht nur das Phänomen ausführlich erörtert, sondern auch über seine eigene Prosopagnosie und die daraus entstehenden Situationen berichtet. Die Gesichtsblinden in meinem Freundeskreis haben seitdem in mir ein verständnisvolleres Gegenüber.
Sacks schrieb bis zuletzt klar und klug, unter anderem auch über seine Krebsdiagnose. Im August 2015 starb er, nach einem „life well-lived". Mehr über dieses gut gelebte Leben kann man in Sacks’ Autobiographie On the Move” erfahren – und nun auch aus der Perspektive seines Partners Bill Hayes.
In „Insomniac City” erzählt Hayes von seinem Leben mit New York, von seinem Leben mit Oliver Sacks und von seiner Liebe zu beiden. Kurze Episoden, Portraits und Zufallsbegegnungen mit New Yorkern und ihrer Stadt ergänzen sich mit Hayes’ Straßenfotografie, Fotos aus dem Privatleben, Gedichten, Notizen und Tagebuchauszügen. Hayes ist dabei ein charmanter Erzähler, wenn auch sprachlich in manchen Momenten etwas geschraubt. Wirklich empfehlenswert wird „Insomniac City” für mich als Fangirl ohnehin vor allem in den Passagen, in denen es um Oliver Sacks geht. „He was without a doubt the most unusual person I had ever known, and before long I found myself not just falling in love with O; it was something more, something I had never experienced before. I adored him.”
Hayes lässt uns an intimen ebenso wie schrulligen Momenten teilhaben, etwa, wenn Oliver Sacks die nicht ganz voll gewordene Geschirrspülmaschine mit bereits gespültem Geschirr auffüllt, damit die schmutzigen Teller Gesellschaft haben. Oder im Auto: „Later: I thought he was gazing at me lovingly as i drove, but then realized, no: ‘I’m watching the odometer and thinking of the elements,’ says O.” In ausgewählten Fragmenten leuchtet so Sacks’ andauerndes, glitzerndes Beobachten und Reflektieren noch einmal auf („O: 'Are you conscious of your thoughts before language embodies them?'"). Immer wieder wird Sacks' außergewöhnliche Begeisterung für die Welt und die Phänomene darin deutlich, zum Beispiel wenn Sacks die eigene Migräne nicht als Leidender, sondern fasziniert betrachtet: „I'm always surprised the aura doesn't illuminate the whole room". Daneben stellt Hayes Miniaturen des Alltags und Austausches in einer besonderen Liebesbeziehung, von komisch „I like to get kind of verbal in bed sometimes, but I am finding this does not work well when you’re having sex with someone who’s practically deaf.” bis zart „There is a quiet moment and then, seemingly apropos of nothing, O says: 'I am glad to be on planet Earth with you. It would be much lonelier otherwise.'”
So ist „Insomniac City" Hayes’ Tribut an die Stadt und an den einzigartigen, verlorenen Partner. Vor allem aber ist es eine anrührende, große Liebeserklärung.
Bill Hayes: Insomniac City - New York, Oliver and Me
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Etwa "Der vergessene Pharao" von Philipp Vandenberg? Das war eines meiner Lieblingsbücher. Unvergessen, wie der Hund des Finanziers in England stirbt.