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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Medien und Gesellschaft Klima und Wandel
Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.
Seit einigen Jahren schon streite ich gegen die Digitalisierung der Bildung. Ich habe nichts gegen Laptops und Smartphones in höheren Klassen und Universitäten, allerdings hat digitales Gerät in den formativen Jahren der Grundschulbildung und darüber hinaus nicht nur meines Erachtens eine fatale Wirkung auf die geistige Entwicklung der Kids, der Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht steht nachgewiesenermaßen dem grundsätzlichen Bildungsauftrag der Schulen im Wege.
Jonathan Haidt, über dessen jüngere Arbeit ich hier auf piqd regelmäßig berichte und der meine Haltung teilt, hat im Atlantic nun ein langes Plädoyer für ein Verbot von Smartphones an Schulen geschrieben. In seinem Blog auf Substack gibt es eine noch etwas längere Version des Textes mit zusätzlichen Links zu wissenschaftlichen Studien, die seine Thesen untermauern.
Ich kenne diese und andere Studien und die wissenschaftlichen Ergebnisse sind eindeutig, vor allem was den Bildungsauftrag angeht: Lesen und Schreiben mit digitalem Gerät erzeugt verminderte Gehirnaktivität. Der Grund ist einfach: Beim Lesen und Schreiben mit haptischen, physikalisch ertastbaren Werkzeugen im Meatspace stimuliert Gehirnareale der räumlichen Wahrnehmung, was das Gelernte im Gedächtnis verankert. In digitalen Umgebungen fällt dieser Stimulus nahezu komplett weg, es gibt keine Verbindung zwischen dem geschriebenen Wort und den motorischen Funktionen des Gehirns, oder den gelesenen Screen-Inhalten und der räumlichen Wahrnehmung, wie bei handschriftlicher Notation auf Papier, respektive dem haptischen Lesen in einem gedruckten Buch, und das Gelernte wird schneller vergessen.
Vor einigen Jahren saß ich auf einer Insel in Griechenland und unterhielt mich mit einem Lehrer aus Holland, an dessen Schule digitales Gerät auch in unteren Klassen eingesetzt wurde. Er schüttelte nur den Kopf und sagte, das sei alles eine Katastrophe und die Lernleistung der Kinder habe alleine in den letzten Jahren spürbar nachgelassen. Nur eine kleine Annekdote mit ägäischem Sonnenuntergang zur Bewürzung der grade geschilderten wissenschaftlichen Studien.
Alleine aus diesem Grunde, nämlich dass digitale Umgebungen das eigentliche Bildungsziel – zur Erinnerung: Lernen – untergräbt, sollten meines Erachtens zumindest in unteren Jahrgangsstufen auf digitale Werkzeuge komplett verzichtet werden. Denkbar sind freilich eigene digitale Unterrichtseinheiten zur Ausbildung von Medienkompetenz, aber das ist etwas qualitativ völlig anderes als der Einsatz von Digitalem als Schreib- und/oder Lese-Werkzeug.
Obendrauf folgen nun die obligatorischen Socmed-Warnungen: Soziale Medien sind einer der Hauptgründe für eine Depressions-Epidemie unter vor allem jungen Mädchen, neuere Studien finden einen Zusammenhang zwischen dem Alter, in dem Kinder ein Smartphone erhalten, und ihrer späteren geistigen Gesundheit – desto jünger im Digitalen, umso labiler später im Leben –, Social Media verändert die psychische Entwicklung von Kids, usw. usf. Solange Smartphones an Schulen erlaubt sind, solange sind alle diese Wirkungen bis in den Unterricht selbst spürbar und relevant.
Ich denke, soziale Medien sind psychoaktive Drogen, die unseren dopaminerg-oxytocinetischen Hormonhaushalt einer bewusst-selbstmanipulativen Umgebung aussetzt – deutlich: Man schickt sich mit Social Media auf einen Trip, aber nicht kognitiv, sondern sozial. Auf die Gefahr hin, wie der zornige alte Mann zu klingen, der ich bin: Solches Zeug hat an Schulen nichts zu suchen.
Wenn Eltern ihrem Kleinkind ein Smartphone schenken möchten – bittesehr. Wenn es dann später Artikel wie diesen hier liest, kann es seinen Eltern die Selbstbeteiligung für den Therapeuten ja in Rechnung stellen.
Quelle: Jonathan Haidt Bild: Jonas Roosens / A... EN www.theatlantic.com
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Ich weiß nicht, ob es die sozialen Medien sind, die das alles verursachen. Es verändert sich ja der ganze Umgang mit den Kids, der gesamte Erziehungsstil, die Lebenswelt. Es sind immer mehr Einzelkinder, sie werden verwöhnt, mit Spielzeug zugeschüttet, bekommen (fast) jeden Wunsch erfüllt und müssen nicht wirklich eigene Leistungen erbringen. Leistungsdruck ist überhaupt verpönt. Da reiht sich das Handy in der Schule sicher ein. Aber ist es wirklich so zentral?