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Zeit und Geschichte

Über Bananen und Republiken

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertMittwoch, 26.02.2020

Bananen kennt jeder und die meisten mögen sie sogar. Das Unternehmen hinter dem weltweiten Siegeszug der Banane ist weniger bekannt. Dabei ist die "United Fruit Company" das erste Fallbeispiel eines globalisierten Kapitalismus. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen "Chiquita". Denn der ursprüngliche Name der im 19. Jahrhundert gegründeten Firma war belastet durch Ausbeutung von Arbeitern, Unterdrückung ganzer Nationen und Zerstörung der Umwelt durch riesige Monokulturen. Die Dokumentation geht der Geschichte der "United Fruit Company" nach und schildert ihren fatalen Werdegang von der Gründung über die Einflussnahme auf die US-Regierung in den 1950er Jahren bis zum Niedergang des einst mächtigsten Unternehmens der Welt, das die Banane zur meistverzehrten Frucht der Welt machte.

Die Dokumentation „Über Bananen und Republiken“ schildert anhand seltener, teils bisher unveröffentlichter Archivbilder die Geschichte der United Fruit Company, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde und fast ein Jahrhundert lang das Monopol über den weltweiten Bananenhandel innehatte. Die Firmenchefs waren teilweise mächtiger als Politiker und degradierten eigenständige Staaten in Mittelamerika zu sogenannten Bananenrepubliken, die ihrem Willen hilflos ausgeliefert waren. Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen zwei Männer: Minor Cooper Keith, der Gründer der United Fruit Company, und Samuel Zemurray, sein Nachfolger an der Spitze des riesigen Unternehmens. Die beiden visionären, aber skrupellosen Pioniere des globalisierten Welthandels prägten Praktiken, die in multinationalen Großkonzernen noch heute gang und gäbe sind. Ihre Grundsätze hießen Streben nach Monopolstellung, Privatisierung der Ressourcen und Steuervermeidung; in Mittelamerika enteigneten sie Kleinbauern zugunsten großflächiger Monokulturen, wie sie von der Agroindustrie ohne Rücksicht auf Bodenqualität und Gesundheit der Arbeiter noch immer betrieben werden. Edward Bernays, der „Vater der modernen Öffentlichkeitsarbeit“, unterstützte die Unternehmer in ihren Vorhaben und schenkte ihnen ein Maskottchen, die „Miss Chiquita Banana“, die jahrzehntelang in Kino- und Fernsehspots zu sehen war und die Banane zur meistverzehrten Frucht der Welt machte. Die United Fruit Company war so einflussreich, dass sie die US-Regierung im Jahr 1954 davon überzeugte, den Sturz des demokratisch gewählten guatemaltekischen Präsidenten herbeizuführen, der die Vormachtstellung des Unternehmens im Land zu gefährden drohte. So erscheint der Siegeszug der Banane auch wie ein tragikomisches Gleichnis für den zweifelhaften Siegeszug des Kapitalismus.

In der Arte-Mediathek ist die Dokumentation noch bis zum 2. Mai 2020 zu sehen.

Über Bananen und Republiken

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