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Zeit und Geschichte

Konservativ und modern: der Historiker Andreas Rödder

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 14.02.2017

Der Piqd „Wie der Guardian die Filterblase kaputt macht" brachte mich auf die Idee, nachzuschauen, ob das Tagesspiegel-Interview mit dem Historiker Andreas Rödder, was ich vor einigen Wochen las, online zu lesen ist. Es ist Teil einer Reihe, in denen Antworten gesucht werden auf die Frage: Was ist konservativ?

Drei Appetithappen:

Wer „konservativ“ ist, will den Wandel nicht verhindern, das wäre traditionalistisch, und ihn auch nicht rückgängig machen, denn das wäre reaktionär – das wird aber in der öffentlichen Diskussion in Deutschland oft verwechselt, und daher hat der Begriff „konservativ“ eine schlechte Presse.

Die Kultur der Postmoderne, samt den politischen Ableitungen von Diversität, Antidiskriminierung und Gleichstellung, hat in den letzten Jahren geradezu moralisierende, ideologisch überhöhte Züge gewonnen, ja Züge einer repressiven Toleranz.

Die Inklusion hat zunächst große Freiheitsgewinne mit sich gebracht, als Homosexueller leben Sie heute in Deutschland sehr viel freier als vor 30 Jahren. Zugleich muss sich eine Vollzeitmutter heute von der Bundesfamilienministerin sagen lassen, sie fände ihren Lebensentwurf problematisch.

Sehr lesenswert ist auch Rödders Buch „21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart". In diesem Werk wird deutlich, dass der Autor, der schon mal als Minister in Rheinland Pfalz für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Gespräch war, linkes Denken, etwa von Michel Foucault (1926-1984), aufnimmt und für heute anwendet.

Konservativ und modern: der Historiker Andreas Rödder

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Kommentare 2
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor fast 8 Jahre

    Sehr schön formuliert: "Es ist ein Problem, aber es ist auch eine Konstante des Konservatismus: es gibt keine ewigen Werte, und der Konservative verteidigt heute, was er gestern noch bekämpft hat. Die Demokratie war für Konservative des frühen 19. Jahrhunderts ein Horrorszenario, heute ist sie für Konservative unverhandelbar. Das ist die Paradoxie des Konservativen – und sie hat zugleich eine ganz menschenfreundliche Komponente, denn sie schützt vor doktrinärer Rigidität und moralischer Selbstüberhebung. Konservativ zu sein, ist eine Frage der Haltung." Aber es ist offensichtlich nicht leicht, das auch zu leben.
    Mich erinnert's an den "Leoparden" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Es muss sich alles ändern, damit alles gleich bleibt.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 8 Jahre

      Ja, der Roman spielt weitgehend während der italienischen Einigungskriege. Während der gleichzeitig erfolgten, ähnlich militärischen Gründung des ersten deutschen Nationalstaates kritisierte der Zar Bismarck scharf. Der entgegnete, dass er lieber eine Revolution mache, als eine zu erleiden.

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