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Zeit und Geschichte

"Jetzt sind wir, die Unsichtbaren, endlich sichtbar" – Interview mit Hanni Levy

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 29.10.2017

Ihr Vater starb durch die unmenschliche Zwangsarbeit, zu der ihn die Nationalsozialisten verpflichteten. Zwei Jahre später, 1942, kam auch ihre Mutter durch das NS-System der Verfolgung ums Leben. Hanni Levy, geborene Weissenberg, entkam den Mördern. Mit 17 Jahren gelang es ihr, vor der anstehenden Verhaftung zu fliehen und dann unterzutauchen. Sie überlebte als Unsichtbare im "Dritten Reich". Ein Film zeigt nun ihr Schicksal. Für Einestages von Spiegel Online hat sie Stefan Simons interviewt.

"Bisher hat man über unsere Erfahrungen so gut wie nichts gewusst", sagt Hanni Levy. Schließlich war ihre Rettung kein Einzelfall. Einigen Juden gelang es, sich den Krieg über versteckt zu halten. Und das in Berlin, der Hauptstadt des angeblich 1.000 Jahre andauernden Reiches, das der Propaganda der Nationalsozialisten nach "judenrein" sein sollte. "Jetzt sind wir, die Unsichtbaren, endlich sichtbar", sagt Levy.

Sie erinnert sich an die Jahre vor dem Kriegsbeginn: "Die Verfolgungen durch das Regime erreichten mich erst, als ich 1937 vom Gymnasium auf die jüdische Schule der Reformgemeinde wechseln musste. Dort zählten zu unseren Lehrern Universitätsdozenten, die damals von den Hochschulen verbannt wurden."

Ihr Vater, ein Fotograf, musste bei der Kartoffelernte helfen – obwohl er schwer an Asthma litt. Für den Kranken sei das ein Todesurteil gewesen. Hanni Levy wurde als 16-Jährige für die Arbeit in einer Fabrik zwangsverpflichtet. Als immer mehr Menschen verschwanden, tauchte sie unter. Sie ließ ihre Haare blond färben und legte sich eine neue Identität zu. Jahrelang lebte sie in Berlin, ohne dass die Gestapo sie als Jüdin enttarnte.


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