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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Nie Geschichte als Historie - Was Sci-Fi aussagt

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 16.08.2021

Im September 2017 postete David Simon, der Autor und Produzent der TV-Serie The Wire, auf Twitter ein Foto, das eine Gruppe Golfer zeigt, die in aller Ruhe auf einem Platz in Oregon putten, während im Hintergrund Waldbrände wüten. „In der Ruhmeshalle der visuellen Metaphern für die USA heute ist das hier das ultimative Bild“, schrieb er zu dem Foto, das von einer Amateurfotografin geschossen wurde, die das Motiv entdeckte, als sie mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug sprang. Man hätte sich diese Geschichte – das Bild, die Umstände – nicht besser ausdenken können.

So beginnt die Literaturkriterin Claire Armitstead, die seit 1992 als Redakteurin des Guardian in London arbeitet, ihre Geschichte der Climate Fiction als neueste Entwicklung im Science Fiction.

(Der im Freitag übersetzte Beitrag von Claire Armitstead kann man per Link auch im Original lesen.)

Es ist kein Zufall, dass die Science Fiction die Klimakatastrophe auch erzählt. Wichtig ist das "auch". Wir leben in einem Zeitalter mannigfaltiger Veränderungen.

Allerdings gibt es dabei auch eine Konstante:

Gerade in Krisen- und Übergangszeiten gibt es mehr Zukunftserzählungen und diese verändern sich. Oftmals verwandeln sich diese im Nachhinein zu historischer Literatur.

Der umtriebige Dietmar Dath weiß davon nicht nur etwas zu erzählen. In NIE GESCHICHTE führt er auf fast 1000 Seiten in sein Lieblingsthema ein. Obwohl schon einige Jahre alt, ist es immer noch aktuell.

Im Digitalpodcast auf Zeit.de spricht er darüber mit Meike Laaff und Dirk Peitz; und er empfiehlt viele Bücher. Letzteres ist auch deshalb wichtig, weil wie in anderen Bereichen vieles Neue schlecht ist und die wenigen Perlen schwer zu finden sind.

Die Science Fiction im engeren Sinne entstand, so Dietmar Dath, nach der Erfahrung des Ersten Weltkriegs, der Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Viele glaubten:

Dieser ganze Bombast und Schwachsinn, der da rumsteht im Museum ,Abendländische Kultur‘, der hat nichts mehr zu tun damit, wie wir wirklich leben – wir wollen das kaputtmachen.

Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, sie ersetzten nicht die überkommende Kultur, sondern erfanden sie in neuer Form.

In solchen Bahnen argumentiert auch Claire Armitstead in ihrem Guardian/Freitag-Artikel:

Solange wir weiter denken und Geschichten erzählen, sind wir aber nicht komplett verloren. Jahrzehntelang schlugen Margaret Atwoods Romane Alarm wegen Entwicklungen, die vielleicht noch nicht sichtbar, aber schon im Entstehen waren.

„Es gibt nicht die unvermeidliche ‚eine Zukunft‘ und auch keine unvermeidliche ‚richtige Seite der Geschichte‘. Es gibt keinen zwangsläufigen Weg in den Untergang, keine zwangsläufige Straße nach Oz“, sagt sie. „Aber Handlungen haben Folgen und nicht immer vorhersehbare. Dunkel sind die Wege der Zauberer. Und die der Schriftsteller:innen.“

Gestern & Heute: Nie Geschichte als Historie - Was Sci-Fi aussagt

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Es gibt keinen zwangsläufigen Weg in den Untergang, keine zwangsläufige Straße... Das wäre schön. Und ich bin Optimist! ... EtwaS was mich angesichts der aktuellen Lage in Afghanistan durch den Kopf ging: wieso können zb die Taliban oder auch die Afghanen selbst nicht einfach mal NICHT wie erwartet / befürchtet agieren? könnten die Taliban vielleicht tatsächlich einfach mal so gemäßigt handeln wie sie momentan reden? Oder die Afghanen überraschenderweise wirklich die Taliban rausschmeißen und allem zum Trotz, was man gerade auch die letzten tage wiedermal über andere Mentalitäten und von wegen Man-kann-keine-westlichen-Vorstellungen-von-Demokratie überstülpen gehört hat, selbst, ohne westliche Soldaten im Land und ohne korrupte Politiker ein demokratisches Afghanistan errichten?
    .. .

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

      Das es keinen zwangsläufigen Weg in den Untergang, das meint doch Claire Armitstead.

      Ein demokratisches Afghanistan nach den Jahrzehnten der Kriege und Besatzungen halte ich für unwahrscheinlich.

      Das Land ist jeder Hinsicht zerstört und eine Dürre wütet.

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