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Zeit und Geschichte

Früherer KZ-Wachmann nach Deutschland abgeschoben

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSamstag, 20.02.2021

Das KZ Neuengamme war das größte Konzentrationslager in Nordwestdeutschland. Von der dänischen Grenze bis Porta Westfalica reichten die 85 Außenlager, die vom Hauptlager am Rande Hamburgs verwaltet wurden. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa litten dort. Mindestens 42.900 Häftlinge starben an den Lebensbedingungen oder wurden von SS-Männern und Wachmannschaften ermordet.

Zu den Wachen des KZ Neuengamme gehörte auch Friedrich Karl Berger, der als 19-Jähriger dort seinen Dienst verrichtet hat. Er war 1945 in einem Außenlager nahe dem niedersächsischen Meppen eingesetzt. 

Was Berger dort genau getan hat, beschäftigt nun die deutsche Justiz. Die USA haben ihn nach Deutschland ausgewiesen. Der 95-Jährige kam am 20. Februar 2021 am Flughafen in Frankfurt am Main an. Das hessische Landeskriminalamt habe Berger von der Bundespolizei übernommen. Es liege ein Vernehmungsauftrag der Generalstaatsanwaltschaft Celle vor. Ihm könnte, wie zuletzt in einem Prozess in Hamburg gegen einen ehemaligen SS-Mann aus dem KZ Stutthof, Beihilfe zum Mord zur Last gelegt werden. Allerdings scheint ein Verfahren gegen Berger momentan nicht sehr wahrscheinlich zu sein – obwohl er in den USA anscheinend bereits eingeräumt hat, Wachmann im KZ gewesen zu sein.

"Nach Angaben von US-Behörden hat er gestanden, dort als Wachmann Gefangene bewacht zu haben", berichtet Zeit Online. "Über Misshandlungen oder Todesfälle unter den Häftlingen sei ihm aber nichts bekannt gewesen, sagte er."

Im Februar 2020 hatte ein Richter in den Vereinigten Staaten die Abschiebung Bergers nach Deutschland angeordnet. In seiner Begründung hieß es, in dem Außenlager bei Meppen seien Juden, Polen, Russen, Dänen, Niederländer, Franzosen und politische Gefangene eingesperrt gewesen. Sie seien im Winter 1944/45 unter "grauenhaften" Bedingungen interniert gewesen und hätten "bis zur Erschöpfung und zum Tod" arbeiten müssen. Dabei seien "unter unmenschlichen Bedingungen" rund 70 Häftlinge ums Leben gekommen. 

Der ehemalige Wachmann ging gegen die angeordnete Abschiebung in Berufung. Sein Einspruch wurde im November 2020 dann abgelehnt. Berger sei "aktiver Teilnehmer in einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte der Menschheit" gewesen, erklärte die zuständige US-Einwanderungsbehörde. Die Vereinigten Staaten böten "Kriegsverbrechern" keinen Schutz. 

Die Generalstaatsanwaltschaft Celle hatte allerdings die Ermittlungen gegen den Mann im Dezember 2020 "mangels hinreichenden Tatverdachts" bereits eingestellt. Die eingeräumte Bewachung von Gefangenen in einem Konzentrationslager, das nicht der systematischen Tötung der Gefangenen diente, reiche als solche für einen Tatnachweis nicht aus, hieß es damals. Die Ermittlungen hätten den Mann "nicht mit einer konkreten Tötungshandlung in Verbindung gebracht".

Die Generalstaatsanwaltschaft Celle wolle nun zunächst die Aussagebereitschaft des Mannes klären. Eine Einstellung des Verfahrens sei "nicht in Stein gemeißelt", sagte ein Sprecher.

Die Gefangenen, die von Berger bewacht wurden, mussten in Meppen, wo es zwei Außenlager gab, unter anderem am "Friesenwall" arbeiten, eine Verteidigungslinie, mit der die Alliierten aufgehalten werden sollten. Mehr als 2500 Männer aus Neuengamme brachte die SS in die beiden KZ-Außenlager.

Am 25. März 1945 ließ die SS die Lager in Meppen räumen. Die Häftlinge, die als "marschfähig" eingestuft worden waren, mussten zu Fuß über Cloppenburg nach Bremen marschieren. Vor dort kam ein Großteil nach Neuengamme.

(Mehr Informationen zum KZ Neuengamme gibt die die Gedenkstätte in Hamburg.)

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