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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Zwischen Finanzämtern und Wohnungseigentümern, die mit ihren Mietforderungen zu sehr unter der ortsüblichen Vergleichsmiete bleiben, entspinnen sich immer öfter Auseinandersetzungen über die Frage, wie viel Profit man erwirtschaften wollen muss, um als Vermieter gelten zu können. Wenn die Miete zu niedrig ist, geht das Finanzamt von "Liebhaberei" aus, weil die Profitabsicht nicht im Vordergrund stehe. Das ist für die betroffenen Hauseigentümer problematisch, weil sie dann Betriebsausgaben nicht mehr von der Steuer absetzen können - und sich in Folge das ganze Unternehmen möglicherweise nicht mehr leisten können.
Im Fall von Mietwohnungen ist diese Logik besonders absurd, weil in Großstädten wie München oder Berlin die Mietpreise durch Immobilienspekulation rasant steigen, was die ortsübliche Vergleichsmiete künstlich in die Höhe treibt. Das ist eine Dynamik, die dem Allgemeinwohl zuwiderläuft, man kann froh über jeden Vermieter sein, der da nicht mitmacht und einfach weiterhin "normale" Mietpreise nimmt. Aber das Problem stellt sich grundsätzlich auch in anderen Branchen. Mit dem Vorwurf der "Liebhaberei" haben etwa auch kleine Verlage zu kämpfen, die mehr wegen dem inhaltlichen Programm betrieben werden, als um damit reich zu werden, oder Ladengeschäfte, die die Nachbarschaft beleben, aber kaum Gewinn abwerfen.
Hinter der offensichtlich absurden Dynamik erzwungener Mieterhöhungen steht eine fragwürdige Definition von "Ökonomie": Denn aufgrund ideologischer Wirtschaftstheorien wird davon ausgegangen, der einzige und hauptsächliche Grund, ökonomisch tätig zu werden, sei der Profit. Zum Glück ist das falsch. Wär nur schön, wenn die Finanzämter das auch einsehen würden.
Quelle: Patrick Guyton, Simone Schmollack Bild: dpa taz.de
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Sehr gut aufgeschriebener Wahnsinn. Man kann sich über so vieles Aufregen in dem Text, aber um einfach mal einen Fakt herauszugreifen: Lächerliche 20% Differenz zur ortsüblichen Vergleichsmiete reichen schon aus um aus einem Unternehmer einen Liebhaber zu machen? Die behördliche Begründung würde ich gerne lesen.