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Als Mone mit 65 Jahren stirbt, hinterlässt sie eine originelle Familienstruktur: ihre drei Töchter sind – ungeplant – im Abstand von 16 Jahren geboren. Als Mone selbst 17 Jahre alt war, kam Mercedes zur Welt; Mira und Matea folgten in identischen Abständen. Großmutter, Mutter und die drei Töchter könnten stellvertretend für fünf Generationen stehen. Sich mit großem Altersabstand als Geschwister zu erleben, muss nicht unbedingt gelingen. Da Matea bei Mones Tod erst 16 ist, darf sie nicht allein leben und Mira wird vorerst zu ihr in die Wohnung ziehen.
Stets gebar Mone ein Baby, wenn eine Tochter gerade alt genug war, um flügge zu werden. Mone wirkt kaum wie eine Vollblutmutter. Sie lebte zwischen Bücherbergen am Küchentisch, wollte promovieren und erwartete, dass sich um ihre Kinder irgendwie gekümmert wurde. Auf Mercedes und Mira muss ihre Familienstruktur wie eine Komm-her-geh-weg-Aufforderung gewirkt haben: werde erwachsen und berufstätig, aber wage es nicht, mich mit dem derzeitigen Baby allein zu lassen.
Aus den Ich-Perspektiven der Töchter entsteht allmählich das Bild einer im DDR-Staat unangepassten Mone, die wiederum mit dem Vorbild einer selbstbewussten Mutter aufwuchs – von Beruf Försterin. Jede Erzählstimme könnte für eine Lebenssituation/einen typischen Generationskonflikt stehen. Ein vages Unbehagen scheint über dem Szenario zu schweben, das noch befeuert wird durch eine Nebenfigur, die davon lebt, für Kunden Alibis und Lebensläufe zu fälschen.
Mercedes liebt eine Frau; das Sandwich-Kind Mira ist eng mit einer Kommilitonin befreundet, die auf eine Australien-Reise entschwindet. Mira sieht sich gezwungen, rückblickend die heimatlose Matea mit der stets abwesenden Mone zu versöhnen. Dass jede von ihnen eine andere Mutter erlebte, macht es ihnen nicht einfacher. Alle Schwestern hätten diese Versöhnung nötig. Die Töchter geben nicht zu erkennen, dass die Sorge um zwei kleine Schwestern, deren Mutter sie sein könnten, mit Mone je offen besprochen wurde. Dass Mercedes und Mira aus meiner Sicht stärker im Hintergrund bleiben, macht sie austauschbar und ihre Care-Arbeit für die Schwestern unsichtbar. Matea wirkte auf mich am offensten, über sie habe ich am meisten erfahren. Matea lebt in der virtuellen Welt des Spiels, für das sie mit ihrem Team aktuell eine Kampagne schreibt. Mit dem Wortschatz einer IT-versierten Generation vertraut, kann sie Mutter und Schwestern eine Umwelt erklären, für die ein Aufwachsen in der DDR sie nicht vorbereitet hat.
Die „Triskele“ ist eine Form der keltischen Kultur aus drei Spiralen. Miku Sophie Kühmels leises, leichtfüßiges Buch über Mutterschaft und Schwesternschaft wirkt subversiv mit subtiler Kritik an einem Staat, der seine Kinder zu versorgen versprach, in dem Mutti und Oma erzogen und Väter wie Statisten wirken konnten.
Eine Rezension von Buchdoktor aus der yourbook.shop-Community.
Quelle: Miku Sophie Kühmel Bild: S.Fischer yourbook.shop
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