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Warum sexuelle Lust im 21. Jahrhundert schwieriger ist
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Emily Nagoski, eine anerkannte Sexualpädagogin und Autorin, hat sich durch ihre populären TED Talks und ihr Buch „Come as You Are" einen Namen gemacht. Gleichzeitig kämpfte Nagoski in den letzten Jahren privat mit sexuellen Problemen in der Beziehung zu ihrem Ehemann Rich Stevens.
Nagoski gibt in diesem Artikel offen zu, dass das Paar deswegen auch längere Phasen ohne Sex erlebt hat. Sie spricht darüber, wie diese Durststrecken belasten, und über den Stress und die Selbstzweifel.
Zu ihren neueren Erkenntnissen gehört, wie groß die Rolle der Freundschaft in einer Beziehung ist, und wichtig es ist, äußere Meinungen zu sexuellen Normen zu ignorieren.
Die meisten von uns sind zu sehr auf die Libido fixiert – oder darauf, Sex haben zu wollen -, sagte sie, was eine Menge unnötigen Stress und Unsicherheit verursacht. „Begehren ist der Hauptgrund, warum Menschen aller Geschlechterkombinationen eine Sexualtherapie aufsuchen“, sagte sie. „Sogar ich muss daran erinnert werden, dass es nicht um Verlangen geht. Es geht um Genuss.“
Nagoskis Ansatz betont, dass es beim Sex mehr darauf ankommt, wie sehr man das, was man hat, genießt, als darauf, wie oft oder wie stark das Verlangen danach ist – eine Ansicht, die sie als essenziell, aber oft übersehen betrachtet. Und wie groß die Rolle ist, die Stress spielen kann.
„Lust entsteht nur unter ganz bestimmten Umständen, und die postindustrielle Welt des 21. Jahrhunderts schafft diese Umstände nicht sehr oft“, sagte sie. „Wir sind alle überwältigt, erschöpft, gestresst. Da muss man sich natürlich anstrengen, um aus dem alltäglichen Gemütszustand in einen sexy Gemütszustand zu gelangen.“
Sie glaubt, dass Frauen davon besonders stark betroffen sind.
„Wenn Frauen mit Erregung und Lust zu kämpfen haben“, erklärt sie in „Come as You Are“, „liegt das nicht daran, dass das Gaspedal nicht stimuliert wird, sondern daran, dass die Bremsen zu stark betätigt werden.
Nagoski weiß, dass es leichter gesagt als getan ist, Paaren zu raten, „einfach gemeinsam Lust zu empfinden“. Für die meisten Menschen, auch für sie selbst, gibt es eine lange Liste von Dingen, die ihre Sexualität bremsen können. In den letzten Jahren hatte sie mit der Perimenopause, einer Rückenverletzung und dem langen Covid zu kämpfen, der schwere Gefäßprobleme verursacht hat. Monatelang konnte Nagoski kaum zu ihrem Briefkasten gehen. Und sie befindet sich immer noch in der Heilungsphase. Trotz allem glaubt sie, dass der Sex mit ihrem Ehemann heute besser ist als je zuvor.
Quelle: Catherine Pearson Bild: Sophie Park EN www.nytimes.com
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