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Medien und Gesellschaft

KI im redaktionellen Alltag: Warum Wired bewusst Grenzen setzt

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzSonntag, 12.03.2023

Dieser piq wurde von einem Mensch geschrieben. Was vor einigen Monaten noch banal klang, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. In Zeiten von ChatGPT und Bing ist es zur Mode geworden, Texteinstiege von Chatbots verfassen zu lassen, um dann "überraschend" zu enthüllen, dass eine Maschine die einleitenden Sätze fabriziert hat.

Seit OpenAI Ende November ChatGPT für die Öffentlichkeit zugänglich machte, haben mehr als 100 Millionen Menschen den Chatbot ausprobiert – und realisiert, welch gewaltige Fortschritte sogenannte Large Language Models (LLMs) gemacht haben.

Künstliche Intelligenz (KI) ist nach wie vor ein irreführender bis unpassender Begriff, weil Sprachmodelle bloß Wörter aufgrund von Wahrscheinlichkeiten aneinanderreihen und nichts mit dem zu tun haben, was Menschen unter Intelligenz verstehen. Trotzdem ist es beeindruckend, wie real und menschlich sich Unterhaltungen mit ChatGPT oder Bing anfühlen.

Das wird Journalismus nicht nur in Zukunft beeinflussen – es verändert ihn bereits jetzt. Kürzlich wurde bekannt, dass CNET Dutzende Texte und Finanzratgeber von KI verfassen ließ, ohne sie richtig zu kennzeichnen. Keine gute Idee: Die Artikel strotzten vor Fehlern. BuzzFeed will KI für personalisierte Quizze einsetzen, der Axel-Springer-Verlag begründet Entlassungen bereits unter anderem mit KI, die manche Medienjobs übernehmen könne.

Wired geht einen anderen Weg. Anfang März veröffentliche das Tech-Magazin Richtlinien zum Einsatz von generativer KI im redaktionellen Alltag, also etwa Chatbots wie ChatGPT oder Bildgeneratoren wie DALL-E. Die Richtlinien enthalten auffallend viele Verwendungsmöglichkeiten, die Wired explizit ausschließt:

  • We do not publish stories with text generated by AI
  • We do not publish text edited by AI either
  • We do not publish AI-generated images or video
  • We specifically do not use AI-generated images instead of stock photography

Im Gespräch mit Sarah Scire vom Nieman Lab sagt Redaktionsleiter Gideon Lichfield:

It may seem counterintuitive for a publication like Wired to have a policy of mostly not using AI. But I think people appreciate both the transparency and the attempt to define clear standards that emphasize what quality journalism is about.

Ich halte das für sinnvoll – und ich bin mir sicher, dass sich bald auch deutsche Medien damit auseinandersetzen müssen, ob, wie und wofür sie KI verwenden möchten.

KI im redaktionellen Alltag: Warum Wired bewusst Grenzen setzt

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Kommentare 1
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Finde das einen super Schritt von Wired, und sehr konsequent, dass sie das jetzt schon machen – das passt für mich also schon zu dem, wofür sie stehen. Sie erkennen einfach früher die praktischen Konsequenzen von Technologien.

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