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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Ich bin selten einer Meinung mit Alexander Kissler und Marc Felix Serrao. Auch diesmal stimme ich beileibe nicht allem zu, was die beiden Deutschland-Korrespondenten der NZZ schreiben. Das beginnt bei der Überschrift:
Böse, böser, Bild-Zeitung? Bei der Berichterstattung über den Chef von Deutschlands auflagenstärkster Zeitung setzen auch seriöse Medien auf feucht-fröhliche Spekulationen.
Damit ist unter anderem der Spiegel gemeint, dessen Recherchen die aufsehenerregendste Mediengeschichte der vergangenen Wochen angestoßen hatten. Man kann darüber streiten, ob man den zweiten Aufschlag wirklich mit "Vögeln, fördern, feuern" hätte betiteln müssen. Doch inhaltlich empfinde ich den Text nicht als "feucht-fröhliche Spekulation", wie es die NZZ suggeriert.
Trotzdem empfehle ich die Gegenrede von Kissler und Serrao, weil sie valide Kritikpunkte an den Reaktionen auf die Vorwürfe gegen Bild-Chef Julian Reichelt enthält. Insbesondere in sozialen Medien ist die Häme schier grenzenlos. Bis zu einem gewissen Grad ist das nachvollziehbar: Schließlich macht die Bild-Zeitung sonst gern selbst genüsslich Affären öffentlich, verletzt die Menschenwürde und ignoriert Rügen des Presserats.
Das darf aber keinen Einfluss darauf haben, wie Journalistïnnen über Reichelt berichten. Das beginnt bei den ziemlich eindeutigen Andeutungen von Jan Böhmermann ("Graf Koks") und Friedrich Küppersbusch und endet bei Lorenz Maroldt. Der Tagesspiegel-Chef schrieb in seinem Checkpoint-Newsletter ein angeblich fiktives Drehbuch für eine "Serie über eine große Boulevardzeitung", in dem er sämtliche Gerüchte versammelte, die derzeit in der Branche über Reichelt die Runde machen.
"Jeder wusste, wen der Autor attackierte, aber weil er sein Geraune als Fiktion darstellte, war er juristisch auf der sicheren Seite", kritisiert die NZZ das Vorgehen. Stefan Niggemeier, bislang eher nicht als großer Verteidiger der Bild-Zeitung bekannt, wird noch deutlicher. Bei Übermedien schreibt er:
In jedem Fall war es eine journalistische Kapitulation. Dadurch dass Maroldt möglicherweise wahre Geschichten als Fiktion erzählte, umging er alle Hürden, die einer seriösen Berichterstattung darüber im Weg standen. Er musste niemanden finden, der die geschilderten angeblichen Ereignisse bezeugte. Er musste die Gegenseite nicht mit den Vorwürfen konfrontieren. Er musste nicht entscheiden, ob die recherchierten Belege und Indizien für eine Berichterstattung ausreichen.
Die Verdachtsberichterstattung erlaubt es, "auch bei zweifelhafter Tatsachengrundlage (…) über einen Sachverhalt zu berichten. Allerdings gelten dafür Hürden. Ein bloßer Anfangsverdacht reicht nicht aus. Medien müssen "einen Mindestbestand an Beweistatsachen ermitteln, die den Verdacht tragen können." (Ich zitiere ausnahmsweise aus der Wikipedia, die Passagen sind aber durch Fußnoten und Quellen belegt.)
Maroldt versucht erst gar nicht, diese Voraussetzungen zu erfüllen, sondern flüchtet sich in die scheinbare Fiktionalität.
Das ist extrem problematisch. Zum einen für die Betroffenen: Nicht nur die Zeitung und ihre leitenden Mitarbeiter sind in der märchenhaften Erzählung leicht zu identifizieren, auch andere handelnde Personen. Sie sehen sich nun öffentlich mit Vorwürfen konfrontiert, gegen die sie sich wegen der Form kaum wehren können.
Ich kenne Julian Reichelt nicht. Die Zeitung, die er macht, trägt nicht dazu bei, dass ich das unbedingt ändern möchte. Die Porträts, die ich über ihn gelesen habe, zeichnen das Bild eines Getriebenen, der sich und seine Mitarbeiterïnnen an die Belastungsgrenze bringt – und manchmal auch darüber hinaus.
Mitleid, wie es die NZZ nahelegt, muss man mit Reichelt eher nicht haben:
"Alles, was ich in meinem Leben getan habe, habe ich immer für diesen Laden getan und für die Leute hier." Dieser von Reichelt überlieferte Satz aus einer Redaktionskonferenz in dieser Woche fasst die Tragödie, die ein Hinauswurf für ihn bedeuten würde, gut zusammen.
Wenn sich die Vorwürfe erhärten und Reichelt gehen muss, hat er sich das selbst zuzuschreiben. Bis dahin halte ich es mit Stefan:
Auch für Julian Reichelt gilt die Unschuldsvermutung.
Quelle: Alexander Kissler und Marc Felix Serrao Bild: Imago www.nzz.ch
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Ich frage mich immer: lässt jemand sich als Redakteur freistellen oder gibt sein Bundestagsmandat ab oder tritt sonst irgendwie zurück, wenn er wirklich selber an seine Unschuld glaubt? Ist schon mal jemand "zurückgekehrt" nach dem "move"?