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Quelle: netz
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Mit Mieko Kawakami wagt eine junge Autorin, die schwierigen Geschlechterverhältnisse Japans literarisch auszuforschen. Dabei steht, wie der Titel „Eier und Brüste“ vermuten lässt, der weibliche Körper im Vordergrund. An ihm wird deutlich, welche Bürden und Zwänge die traditionelle Gesellschaft Frauen auferlegt. Obwohl viele von ihnen studieren und von einem selbstbestimmten Leben träumen, wird ihre wahre Berufung vor allem in der Mutterrolle gesehen und nicht in der Berufstätigkeit. Dazu müssen ihre Körper erst sexuellen Wert haben, um Männer zur Fortpflanzung anzuregen, um dann mit Nachwuchs die überalterte Nation zu erlösen. Sobald Frauen schwanger werden, wird erwartet, dass sie ihren Beruf aufgeben und sich vom Ehemann versorgen lassen. Obwohl sich die japanische Wirtschaft diese Verschwendung von menschlichen Ressourcen eigentlich gar nicht leisten kann, auch weil Japan eine strikte Anti-Einwanderungspolitik betreibt.
Die Frauen in Kawakamis Roman jedoch haben ihre eigenen Vorstellungen. Das beginnt damit, dass sie aus dem Prekariat stammen und ohne Männer zurechtkommen müssen. Also setzen sie ihre Körper ein, indem sie als Hostessen arbeiten. Schon die Mutter der Protagonistin Natsuko arbeitete in einer Bar. Hostessen müssen für die zahlenden Männer Zuneigung und Unterwerfung spielen. Daher stammt auch die Obsession von Natsukos älterer Schwester, ihren Körper nach der Geburt von Tochter Midoriko wieder in Schuss bringen zu lassen. Unbedingt will sie eine Brustvergrößerung. Diese Verbesserung ihres Körpers bedeutete die Erhöhung ihres Marktwertes in einer zutiefst patriarchalen Gesellschaft. Die schmerzhafte Prozedur des Bleichens ihrer Brustwarzen vollzieht sie mit Hilfe von schmerzenden Chemikalien.
Natsuko hingegen zweifelt an sich selbst, weil sie keinen Sex mag. Trotzdem beginnt sie darüber nachzudenken, wie es wäre, ein Kind zu bekommen. Allein. Ohne Beziehung. Ohne Vater. Sie sammelt Informationen über künstliche Befruchtung. Gleichzeitig tritt sie in eine Diskussion mit zwei Menschen, die so gezeugt wurden und damit hadern, ihren biologischen Vater nicht zu kennen und daher nicht wissen zu können, wer sie wirklich sind.
Als Natsuko ihre Freundinnen mit dem Kinderwunsch konfrontiert, sind diese nicht gerade begeistert und wiederholen mit ihren Gegenargumenten die von der Gesellschaft vorgegebenen Rollenmuster. Auf der Suche nach einem Spender trifft die Kinderwillige auch auf eine Art Samenzombie, der eine absurde Philosophie des Spermas entwirft, eine Karikatur männlichen Machtbewusstseins.
„Ich möchte dieses Sperma, mein fantastisches Sperma… Individualität oder DNS wird es nicht ganz treffen… die, vielleicht könnte man sagen, Stärke meines Spermas hinterlassen, ich möchte es… rausjagen… auf die Reise schicken… Allein die Vorstellung wie sich eine dieser Spermien… dieser unglaublich starken Spermien, irgendwo in eine Gebärmutter einnistet, erregt mich.“
Überhaupt kommen Männer gar nicht gut weg in diesem Roman, sie sind im Grunde bloßes Beiwerk. Kawakami skizziert in „Brüste und Eier“ eine mögliche Zukunft für Japan. Sex ist unnötig, er wird ohnehin immer weniger praktiziert. Ehe ist unnötig. Sie ist ohnehin kaum zu verwirklichen, da es durch die kritische Wirtschaftslage weniger berufliche Sicherheit gibt, sowie erschwerten Zugang zum Wohnungsmarkt. Und die Falle eines Verlusts ihrer Unabhängigkeit wird von jungen Frauen immer weniger akzeptiert. Das Konzept der Kleinfamilie zum Erhalt der Nation ist überholt, Co-Parenting vielleicht eine Lösung.
Kawakami schafft es, all diese Überlegungen und Prozesse in ihrem Roman ohne ideologische Lasten unterzubringen, die Dialoge sind erfrischend, die weiblichen Figuren lebensnah, weil alles andere als süß und unterwürfig. Sie unterstützen einander und können ohne Männer besser leben. Keines dieser aus Murakami-Romanen beliebten Mädchen weit und breit, welche lang genug schon Klischees über japanische Frauen verbreiteten.
Mieko Kawakami: Eier und Brüste, Dumont-Verlag 2020
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Das gab es hier erst neulich, könnte man darauf hinweisen. https://www.piqd.de/us...