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Volk und Wirtschaft

Leute werden bezahlt fürs Computerspielen

Rico Grimm
Journalist

Ich schreibe „Cleantech Ing.“, einen Newsletter, über Technologien, die wir brauchen werden, um die Klimakrise zu lösen.

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Rico GrimmDonnerstag, 22.07.2021

Ja, ihr habt richtig gelesen. Ganz früher bezahlte man 80 Deutsche Mark und bekam dafür eine schöne Box mit einer CD darin und spielte das Spiel, das man spielen wollte. Dann kam das Internet und mit ihm Spiele, die kostenlos waren und sich dadurch finanzierten, dass die Spieler bessere Waffen, Ausrüstung, mehr Lebenspunkte etc. im Spiel kaufen konnten – die nächste Evolutionsstufe scheint ein Spiel namens Axie Infinity zu nehmen. Es hat eine halbe Million Spieler, wächst rasant und ist vor allem auf den Philippinen beliebt.

Die Besonderheit des Spiels: Die Spieler können durchs Spielen eine Kryptowährung verdienen, die sie in ihre Landeswährung umtauschen können. Während des Lockdowns, in dem viele Fillipinos ihre Jobs verloren, haben manche Axie Infinity benutzt, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Zusammen haben sie ungefähr die Summe erwirtschaftet, die alle philippinischen Arbeiter in Hong Kong jedes Jahr nach Hause schicken.

Dieser Artikel liefert Hintergrund zu einem Phänomen, das bizarr wirkt, neu ist und nicht komplett unkritisch betrachtet werden sollte, klar. Denn die "Arbeit", die solche Spieler verrichten, kommt natürlich ohne Krankenversicherung und all' die anderen Dinge. Sie gleicht in einem gewissen Sinne den schlimmsten Auswüchsen der Gig-Economy.

Aber als wirtschaftliches Phänomen: bemerkenswert.

Leute werden bezahlt fürs Computerspielen

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Kommentare 3
  1. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor mehr als 3 Jahre

    Interessant ist ja auch, dass immer die Rede von "player owned economy" ist, allerdings gibt es da doch hundertprozentig a) intellectual property, b) Eigentum an Infrastruktur (sowohl der Software/dem Code wie den Servern) und c) Einflüsse des Eigentums an ETH. Ich bin seit Jahren nicht mehr sonderlich firm in Krypto-Architektur, aber da fehlen doch diverse Institutionen (Boards, Abstimmungen, Protokolle), um den Spielenden wirklich das Eigentum an diesem Kapital zuzusichern, oder? Und dann kommen wir zum Problem, dass mit genug anderweitigem Kapital (ETH oder einfach Dollars) der Markt übernommen und durch Player Farms zentralisiert werden könnte. Aber lehrreich in Bezug auf Begriffe wie Markt, Geld und Arbeit ist das Phänomen auf jeden Fall. Mal sehen, ob ich die Einstiegshürden überwinden und mir das mal ohne große monetäre Verluste von innen ansehen kann.

    1. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den du machst. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Crypto oder genereller Web 3.0 die gleiche Entwicklung wie das Netz nehmen könnte: zwar grundsätzlich alles offen und frei, aber Profitmechanismen sorgen langfristig für Zentralisierung. Passend dazu auch der Quote aus dem Axie-Whitepaper: "We have learned that while our users care about blockchain technology they are focused on the benefits it can bring, rather than decentralizing too many features."

      Aber bei Axie steht dezentrale Governance zumindest in der Roadmap. Ziel ist es bis 2023 eine DAO zu werden: https://whitepaper.axi...

    2. Dennis Schmolk
      Dennis Schmolk · vor mehr als 3 Jahre

      @Rico Grimm Ich hab mir das Spiel inzwischen von außen und von innen ein bisschen näher angeguckt und einige Gedanken festgehalten: https://dennisschmolk.... - bin gespannt, wo das hingeht (meine momentane Vermutung: über einen Crash in ein normales Online-Game).

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