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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
Nur mit einem Trick gelang es Hope Bridges Adams in Deutschland das Studium der Medizin zu aufzunehmen. Zu den Vorlesungen erschien sie in Männerkleidung. 1880 schloss sie es dann als erste Frau mit dem Staatsexamen ab. Bekannt wurde sie später aber auch für ihre Reformideen, die sie vehement vertrat.
Geboren wurde Hope Bridges Adams 1855 in Halliford bei London. Nach dem Tod des Vaters zog sie mit ihrer Mutter nach Dresden und begann 1876 ein Medizinstudium als Gasthörerin in Leipzig. Ihr Staatsexamen wurde aber nicht anerkannt. Sie promovierte daraufhin in der Schweiz, wo das für Frauen bereits möglich war; die Approbation wurde ihr in Irland erteilt.
Hope Bridges Adams Lehmann führte dann eine gynäkologische Praxis in München und war die erste niedergelassene Ärztin, die in Bayern praktizierte. Sie hatte einen Führerschein, um bei der Betreuung und Nachsorge der Patientinnen mobiler zu sein, genoss das sichtlich und nannte das Auto "ihr Baby".
Befreundet war sie mit Clara Zetkin und August Bebel, und trieb viele gesellschaftspolitische Reformideen voran, die vor 100 Jahren revolutionär schienen und heute Realität geworden sind: Sie setzte sich für zweisprachige Kindergärten und ein Frauenheim ein. Das Frauenheim sollte eine Klinik und ein Genesungswerk mit 400 Betten werden, das am Isarkanal geplant war. Bei Entbindungen sollte ein Familienmitglied anwesend sein können, sie plante ein flexibles Belegarztsystem sowie die Übernahme der Care-Arbeit der Kinder zu Hause durch Pflegerinnen. Und das Wichtigste dabei: Ob arm oder reich, ledig oder verheiratet, jede Frau sollte in dem Frauenheim gleich behandelt werden.
Sie schreibt:
In einer besseren Zeit werden sich Vater und Mutter bei der Kinderpflege unterstützen und ablösen.
Ihr 1896 veröffentlichtes Buch, das den schlichten Titel "Das Frauenbuch" trägt, wurde ein Beststeller.
Die Historikerin Marita Krauss hat viel über ihr Leben zu Tage gebracht, trotzdem ist Hope Bridges Adams Lehmann noch immer kaum bekannt. Ihre Biografie ist im Volk Verlag erschienen.
Quelle: Katja Sebald Bild: Volk Verlag www.spiegel.de
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