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Leonhard Dobusch, Betriebswirt und Jurist, forscht als Professor für Organisation an der Universität Innsbruck u.a. zum Management digitaler Gemeinschaften und zu transnationaler Urheberrechtsregulierung. Er bloggt regelmäßig bei netzpolitik.org, ist Mitgründer und wissenschaftlicher Leiter der Momentum-Kongressreihe und des Momentum-Instituts sowie für den Bereich "Internet" im ZDF Fernsehrat.
Michael Seemann aka @mspro ist nicht nur ein Piqer-Kollege sondern vor allem einer der originellsten Netzdenker deutscher Sprache. Ihn zeichnet unter anderem aus, dass er es schafft, neue Begriffe für neue digitale Phänomene zu schöpfen, die es in der Folge leichter machen, das Neue systematisch zu fassen und zu diskutieren. In der Vergangenheit waren das Konzepte wie "Plattformneutralität" oder "Netzinnenpolitik".
In seinem jüngsten Beitrag setzt sich Michael Seemann mit jenen medialen Phänomenen auseinander, die im Zentrum der Debatte um Wahlerfolge von Trump in den USA und der AfD in Deutschland stehen. Häufig wird dabei eine Kombination aus Fake News mit Filterblasen in sozialen Netzwerken mitverantwortlich für deren Erfolge gemacht. In seinem Aufsatz argumentiert Seemann jetzt überzeugend, dass beides, Fake News und Filterblasen, Symptome und Aspekte eines tieferliegenden Phänomens sind: digitalem Tribalismus.
Wie im Beitrag sehr gut an Hand von Twitterdaten veranschaulicht wird, entstehen und verbreiten sich Fake News nicht in erster Linie auf Grund von Filterblasen. Umgekehrt scheinen Filterblasen die Mehrheit eher vor Fake News zu schützen. Verantwortlich für die Verbreitung von Fake News ist dagegen der Wunsch von Menschen, ihren Identitätsrollen gerecht zu werden:
"Fake News sind nicht, wie es oft angenommen wurde, die Produkte sinisterer Manipulatoren, die damit die Öffentliche Meinung in eine bestimmte Richtung lenken wollen. Sie sind vielmehr das Futter für bestätigungshungrige Stämme. Die Nachfrage macht hier das Angebot, nicht andersrum."
Seemanns Beitrag ist eine konzise Beschreibung des Phänomens "digitaler Tribalismus" und macht deutlich, dass dessen Bedeutung wohl noch stark zunehmen wird. Gleichzeitig stehen am Ende mehr Fragen als Antworten. Jedenfalls aber hilft das Konzept beim Verständnis dessen, wie sich mediale Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter neu konstituiert.
Quelle: Michael Seemann (@mspro) ctrl-verlust.net
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Wie häufiger bei Seemann-Texten, bin ich elektrisiert beim Lesen, bleibe aber nach der Lektüre überwiegend ratlos zurück. Das Text fühlt sich an, wie eines dieser Mosaik-Rätsel in Adventure-Spielen. Die Steine sind alle da, bis sie jedoch ein Bild ergeben, muss man noch tüfteln und schieben. Das spricht natürlich nicht gegen den Text. Im Gegenteil. Danke jedenfalls für die Empfehlung.