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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Die Diskussion um die Tiktok-Videos, in denen Bin Ladens Rechtfertigungen für seinen Hass auf die USA gefeiert wurden, war überhitzt. Es gab nur ein paar Videos, und die mediale Panik machte den Fall größer, als er war. Das dahinterliegende Problem aber bleibt:
Einige westliche "Antiimperialisten" rechtfertigen den Dschihad. Für sie ist auch die Gewalt der Hamas ein "antikolonialer" Kampf.
Dazu habe ich einen passenden Text in einem alten Essayband des großen Journalisten und Polemikers Christopher Hitchens gefunden (online steht es noch bei The Nation). Er heißt: Blaming Bin Laden first. Einen Monat nach dem 11. September schrieb er an jene seiner ehemaligen linken Genossen, die die US-Außenpolitik und die israelische Politik zu nachvollziehbaren Gründen für den Angriff auf New York und Washington erklärten.
Der Artikel beginnt mit einer Art Test, der aus drei Sätzen besteht.
Als kritischer Geist könne er diese Sätze eindeutig unterschreiben. Wer sich dabei aber auf Bin Laden berufe (“As Osama bin Laden and his devout followers have recently reminded us…”), disqualifiziere sich moralisch. Denn die Dschihadisten meinten damit eben etwas anderes als nur Kritik an der Politik von USA und Israel.
Glance again at the trite statements I made at the beginning of this column. Could Osama bin Laden actually utter any of them? Certainly not. He doesn’t only oppose the entire Jewish presence in Palestine; he opposes the Jewish presence in America. He is the spoiled-brat son of one of our preferred despotisms and the proud beneficiary of the export of violence. Why, then, do so many fools consider him as the interpreter of their “concerns,” let alone seek to appoint their ignorant selves as the medium for his?
Hitchens verweist auch auf die chilenischen Demokraten, die Opfer des US-unterstützten Putsches von Pinochet wurden: Jeder von ihnen, schreibt Hitchens, wäre buchstäblich lieber gestorben als in New York ein Massaker wie den 11. September anzurichten (oder analog: das Massaker der Hamas in Israel, das durch keine israelische Aktion zu rechtfertigen ist). Das ist der Unterschied zwischen aufgeklärter Kritik und Bösartigkeit.
Hitchens schrieb 2001 auch für jene, die das heute vergessen haben.
Quelle: Christopher Hitchens EN www.thenation.com
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