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*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)
Ich wollte eben nur einmal kurz ein paar Sätze in Hannah Arendts Denktagebuch lesen und stoße auf einen Eintrag vom April 1951. Weltgeschichtlich. Er endet:
Politisch hatte Hegel dadurch, dass er die Gegenwart notwendigerweise als das Ende der Geschichte begreifen musste, seine weltgeschichtliche Betrachtung bereits diskreditiert und widerlegt, als Marx sie benutzte, um mit ihrer Hilfe das eigentlich tödliche anti-politische Prnzip in der Politik einzuführen.
Harter Tobak. Der Generalangriff gegen den messianischen Kern der Geschichtsphilosophie? Woher aber dann Arendts Nähe zu Benjamin? Weniger theoretisch als persönlich.
Müsste man hier nach die Betrachtung von Politik trennen? Wie gestaltet sich dann aber das Verhältnis von Philosophie und Politik. Was wäre mit dem eingreifenden Denken?
Ein paar Zeilen vorher:
So empörend Hegels Zufriedenheit mit den gegenwärtig erschienenen Zuständen erscheinen mochte, so richtig war sein politischer Instinkt, seine Methode in dem zu halten, was rein kontemplativ erfassbar ist, und sie nicht zu benutzen, um den politischen Willen Zwecke zu setzen oder die Zuknft für ihn scheinbar aufzubessern.
Dialektik also als Gegenwartsinstrument, dass nicht über Gegenwärtiges hinausweist und auch die Utopie ist nur gegenwärtige Negativität. Bestimmt den heutigen Freiheits- bzw. Unfreiheitsgrad?
Erstaunlich viel Marx im Denktagebuch Hannah Arendts. Ein sehr schöner Eintrag ist dieser:
Marx‘ verzweifelter Versuch „Materialist“ zu werden, ist in Wahrheit nur der sehr ehrenwerte Versuch, der Herrschaft der Logik (in ihrer höchsten, d.h. der hegelschen Gestaltung) zu entkommen. Die Flucht aus der Logik in die Geschichte. Was Marx ebenso übersah wie Hegel, ist die „Wirklichkeit“.
Und Arendt über Broch im Vorwort zu dessen Essays.
Der „Auftrag“, von dem Broch so oft spricht, die „unentrinnbare Auferlegtheit“, die er überall findet, wo sich „Sphären stringenter Notwendigkeit“ konstituieren, ist letztendlich weder logischer noch erkenntnistheoretischer Natur, wiewohl er ihn in Logik und Erkenntnistheorie überall wiederfindet und ihn an ihnen demonstriert. Der Auftrag ist die ethische Forderung und die unentrinnbare Auferlegtheit ist der Hilfeanspruch der Menschen.
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Mußt Hegel seine "Gegenwart notwendigerweise als das Ende der Geschichte begreifen"? So richtig erschließt sich mir das nicht. Er tat es. So ähnlich wie viele unsere Gesellschaft als das Ende empfinden - ob apokalyptisch oder nicht.
Naja, vielleicht trifft die Marx-Überlegung, obwohl schon da ungenau, etwas auf den Marx vor der 1848er Revolution zu. Die für die nach der Niederlage entstandenen Materialsammlungen und Recherchen, die die Grundlage u. a. für DAS KAPITAL waren, ist es falsch und so auch - soweit ich weiß - im eigentlichen Werk von Arendt nicht zu finden. Oder hat sie so etwas zu Lebzeiten publiziert?