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Flucht und Einwanderung

Studie: Migration ist nicht Ursache, sondern Katalysator des Populismus

J. Olaf Kleist
Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsforschung

am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.

Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.

Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.

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J. Olaf KleistDonnerstag, 08.11.2018

Migration dominiert seit Jahren die öffentliche Debatte in Deutschland. Dem Rechtspopulismus in Deutschland galt die Willkommenspolitik des Sommers 2015 als die Ursache allen Übels. Oder wie Seehofer es formulierte: Migration sei die Mutter aller Probleme. Dieses Narrativ wird von den, auch liberalen, Medien zum Teil übernommen, nur dass eben Migration der Grund für den Aufschwung des Populismus gewesen sei. Diese Studie des MIDEM-Projekts, erstellt von Wissenschaftler*innen der TU Dresden und der Universistät Duisburg-Essen, widerspricht diesen Sichtweisen nun:

Migration ist nicht die Ursache für den Aufstieg des Populismus in Europa. Die Ursachen liegen tiefer. Fakt ist aber: Migration hat bestehende Konfliktlinien in und zwischen den europäischen Gesellschaften offengelegt oder verschärft. Sie ist Auslöser, nicht Ursache.

Abhängig von historischen Strukturen - untersucht wurden acht europäische Länder - seien diese Konfliktlinien vielmehr kultureller, sozioökonomischer oder politischer Natur. So seien, außer in einigen osteuropäischen Ländern, Einstellungen gegenüber Zuwanderung auch im Zuge der ‚Flüchtlingskrise‘ nicht negativer geworden. Populisten würden das Thema Migration lediglich nutzen - zumal durch die starke Medialisierung - um die Konflikte zu verstärken und auszunutzen.

Und was können Politik und Medien dagegen tun? Die Autor*innen haben Vorschläge:

Parteien sollten nicht den Skandalisierungsstrategien von Populisten aufsitzen, sondern das Thema Migration unaufgeregt und sachlich adressieren. Auf diesem Wege kann eine Kluft gegenüber Teilen der öffentlichen Meinung vermieden werden, von der populistische Parteien profitieren. Die Voraussetzungen für eine sachliche Diskussion über Migration sind günstig: In vielen europäischen Ländern überwiegen positive Einstellungen gegenüber Migration. Politik und Medien sollten diese Voraussetzungen nutzen.

Wer nicht die Studie selbst lesen will: z. B. im Tagesspiegel gibt es einen guten Artikel dazu.

Studie: Migration ist nicht Ursache, sondern Katalysator des Populismus

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Kommentare 5
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 6 Jahren

    ...und piqr dürfen gern – wie von einem bereits vorgeschlagen – auf den begriff "populismus" verzichten, auch auf das präfix "rechts-". es spricht nichts dagegen, ganz einfach von "nationalismus" zu sprechen. das entspräche dann auch den ergebnissen der MIDEM-projekts.

    1. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor 6 Jahren

      Dürfen wir?
      Ich finde das ein sehr berechtigtes Argument, gerade auch in diesem Zusammenhang, aber sind Populismus und Nationalismus wirklich das gleiche? Es gibt ja auch andere Arten des Populismus (was dann rechts und links ist, ist nochmal eine ganz andere Frage) und der Bericht, den ich hier gepiqd habe, spricht ja ganz explizit von Populismus.

    2. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor 6 Jahren

      Hier übrigens ein spannender Artikel zum Konzept des „Populismus“: https://www.theguardia...

    3. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 6 Jahren

      @J. Olaf Kleist mir ist die populismus arie des guardian bekannt. grundlage dafür ist eine umfangreiche studie zu dem thema, in der die verfasser den begriff "pushen" ohne zwei schritte tiefer zu gehen. so erscheint das dann als neues phänomen. und rechtfertigt so den ganzen wissenschaftlichen aufwand. und viele journalist·innen machen das leider einfach mit, anstatt die zementierung des begriffs zu hinterfragen. schade.

    4. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor 6 Jahren

      @Christoph Weigel Mir ist noch nicht ganz klar, was man da findet, wenn man zwei Schritte tiefer geht. Was ist denn genau die Kritik an dem Begriff? Dass das Phänomen nicht neu ist, das denke ich auch - in den 1930er Jahren lief die Debatte unter dem Stichwort "Massen". Aber ist das nicht eher ein Zeichen, dass dies ein relevantes Phänomen ist, wie immer man es auch nennen mag und mag es auch eng mit anderen Phänomenen zusammenhängen?

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