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Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politische Wissenschaft, Journalistik und Kriminologie studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, als Redakteur bei ZEIT Online und P.M. History gearbeitet und als selbstständiger Journalist für ZEIT, PM, PM History, Stern, Spiegel Geschichte, G/Geschichte, Geo Epoche und andere Medien. Hat über Piraterie auf dem Mittelmeer promoviert. Die Doktorarbeit erschien 2018 bei edition lumiere.
Hauke Friederichs interessiert sich für Krisen und Konflikte, Armeen und Rüstung, Kriminologie und Verbrechensbekämpfung und viele andere Themen. Bei S. Fischer veröffentliche er 2018 gemeinsam mit Rüdiger Barth "Die Totengräber". Ein Buch über die letzten Tage der Weimarer Republik. Danach folgte 2019 "Funkenflug" über den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am 15. März 2021 erscheint "Das Wunder von Dünkirchen" im Aufbau-Verlag. Es beschreibt die Rettung von mehr als 300.000 Soldaten der Alliierten während der deutschen Westoffensive 1940.
Nach fünf Jahren im Krieg war er ein anderer Mensch geworden. Wenige Wochen vor seinem Tod in Ostpreußen bemerkt Peter Stölten, das ihm seine vorher so geliebten Zeichenutensilien "fremd geworden wie einem Eskimo das Fischbesteck". Vom Kriegsgeschehen könne er nur noch "satirisch berichten hält er zum Jahreswechsel 1944/45 fest, er habe "keine persönlichen Ziele mehr, nur noch Wünsche". Bald darauf kommt er um, in einem der späten Gefechte dieses monströsen Krieges – vielleicht hat er den Tod sogar gesucht, nach all den schrecklichen Erlebnissen.
Peter Stölten ist einer von 20 Millionen Soldaten der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Er kämpfte an verschiedenen Fronten, wurde im Laufe des Konfliktes zum Leutnant befördert und zum nationalsozialistischen Führungsoffizier ernannt. Er war beim Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 dabei, er erlebte, wie der "Bewegungskrieg" endete, die Wehrmacht nur noch verteidigte und sich dann zurückzog. Stölten erlebte die Landung der Alliierten in der Normandie im Sommer 1944; wurde Zeuge der Kriegsverbrechen bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944 und schließlich in den Abwehrkämpfen in Ostpreußen 1944/45, in deren Verlauf der Offizier starb.
Von Stölten sind viele Briefe und andere Aufzeichnungen erhalten geblieben, die von der Historikerin Astrid Irrgang für ihre Promotion ausgewertet und eingeordnet wurden. Sie beschreibt, wie zwischen 1940 und 1945 aus einem hoffnungsfrohen, kunstinteressierten Abiturienten, der Maler werden wollte, ein todesverachtender Panzerkommandant wurde.
Peter Stölten kam 1922 zur Welt. Er wuchs mit zwei jüngeren Schwestern in Berlin-Zehlendorf auf. Seine Eltern waren Protestanten und gehörten zum Bildungsbürgertum. Die Welt des Militärs war nicht fern. Sein Vater Wilhelm hatte im Ersten Weltkrieg gedient. Die Schulaufsätze des Sohnes aus der Gymnasialzeit zeigen einen temperamentvollen, begabten, neugierigen Jungen. Stölten zog nach dem Schulabschluss "in der Hoffnung auf manches Abenteuer und manches Erlebnis und manchen moralischen Nutzen" freiwillig in den Krieg. Das verband ihn mit allen anderen Jungen seiner Schulklasse.
„Waren Phantasien zu Beginn des Kriegseinsatzes erwartungsvoll in die Zukunft gerichtet, wandten sich diese im Laufe der Jahre immer mehr zur eigenen Vergangenheit, von deren Glück und Anlauf sich Stölten abgeschnitten wusste“, schreibt Irrgang in einem Text für die Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“.
Auch wenn ihr Aufsatz bereits 2007 erschien, ist er immer noch lesenswert. Irrgang vergleicht die Briefe Stöltens mit den Zeilen von Heinrich Böll, die er von der Front nach Hause schickte. Der Gefreite Böll war wie Stölten zunächst begeistert, in den Kampf zu ziehen – distanziert sich dann aber vom dem Vernichtungskrieg. Stöllten hingegen gestattet sich nicht, seine Rolle in diesem Krieg in Frage zu stellen und ein Abseits zu suchen.
„In Stöltens Briefen kann ein Spannungsbogen von jugendlicher Kriegsbegeisterung über einen mehr und mehr zur Gewohnheit gewordenen Umgang mit tödlichen Gefahren bis zu seinem möglicherweise sogar gesuchten Tod gegen Ende des Krieges ausgemacht werden“, stellt Irrgang fest. „Dabei wächst mit Stöltens Einsicht in den katastrophalen Kriegsverlauf seine Verzweiflung bei der Suche nach einem Sinn der brutalen Auseinandersetzung. Diese Verzweiflung begleitet ihn; möglicherweise führt sie ihn in sein letztes Gefecht um das ostpreußische Dorf Jadden im Januar 1945.“
Quelle: Astrid Irrgang www.bpb.de
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