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Zeit und Geschichte

Eine Schule der Gewalt? Die Geschichte der Wehrpflicht

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsMittwoch, 04.07.2018

Der Kalte Krieg war längst Geschichte, Europa freute sich über seine Friedensdividende und Einsätze für die Bundeswehr schien es nur noch in weiter Ferne zu geben. Große, schwerfällige Wehrpflichtarmeen hatten ausgedient, so sahen es die Strategen. Und so sollten auch die deutschen Streitkräfte schlanker, schlagkräftiger und flexibler werden, zugeschnitten auf Auslandsmissionen. Zum 1. Juli 2011 setzte die Bundesregierung deswegen die Wehrpflichtigen ab. Künftig sollten nur noch Freiwillige die Uniform anziehen, Berufssoldaten eben.

Damit trug die Regierung vor sieben Jahren "eine der langlebigsten Institutionen der modernen bürgerlichen Gesellschaft sang- und klanglos zu Grabe", schreibt Ute Frevert in ZEIT Geschichte. Und so endete ein Streit, der seit den frühen neunziger Jahren die politischen Gemüter erhitzt hatte.

"Anstößig war die Militärpflicht indes von Anfang an gewesen", schreibt Frevert. "Ihre Befürworter sahen sich mit massiven Widerständen konfrontiert, die erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts kleiner wurden, aber nie ganz verebbten."

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Verklärung des Soldaten im NS-Staat war der Dienst an der Waffe nach 1945 zunächst verpönt. Doch 1956 wurde die Wehrpflicht nach dem Zweiten Weltkrieg wieder im Westen eingeführt.

"Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis die militärische Form der Bürgerpflicht zusammen mit dem Zivildienst wieder als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements gewertet wurde", schreibt Frevert.

In der Bundeswehr und in der Nationalen Volksarmee wurde die autoritäre Tradition der Wehrpflicht ausgeblendet. Auch deren Instrumentalisierung für die totale Kriegsführung der Nationalsozialisten. Stattdessen berief man sich auf Militärreformer des 19. Jahrhunderts: Scharnhorst und Gneisen wurden zu Ahnherren des "Staatsbürgers in Uniform" erkoren. Auf dieses Erbe beruft die Bundeswehr sich noch immer.

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