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Wie es um die Buchbranche steht: "Lesen als revolutionärer Akt"

Cornelia Daheim
Zukunftsforscherin
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Cornelia DaheimMittwoch, 22.11.2017

In einem Interview mit der FAZ gibt der Verleger Philipp Keel aus dem traditionsreichen Diogenes-Verlag Auskunft über seine Sicht der Lage des Buchmarkts und dabei auch über die neuen Arbeitsweisen und -Haltungen, die die veränderte Marktlage erfordert. Interessant ist vor allem die klare Diagnose - dem Buchmarkt gehe es schlecht (das wurde auf der letzten Buchmesse ja noch von offizieller Stelle anders dargestellt) - sowie die kritische Sicht auf die Digitalisierung. Nachdem übrigens auch Diogenes überlegt hat, mit Diversifizierung, also das Erweitern in neue Geschäftsfelder, auf den Wandel zu reagieren, steht jetzt wohl eher eine Konzentration auf die Kernkompetenzen an, und die geschehe aus einer Grundhaltung, die Altes grundsätzlich in Frage stelle. Keel nimmt das sogar als befreiend wahr: 

Alle sind von dem Gedanken getrieben, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen. Es ist ein seltsames Gefühl, alles auf den Prüfstein stellen zu müssen. Aber diese Zeiten erfordern eine Art Rebellion, und darin liegt viel Potential.

So sieht er eine erhoffte Renaissance des Lesens als einen gesellschaftlich revolutionären Akt,

Denn das Internet, das für uns so unentbehrlich geworden ist, gibt uns alles, nimmt uns aber viel Zeit und Kraft und beeinträchtigt spürbar unsere Phantasie. Ich glaube, wir sind regelrecht stumpf geworden, lassen uns von einem kleinen blöden Gerät leiten, das uns den Verstand raubt. Eigentlich absurd, dass es Smartphone heißt. Wir spüren, dass wir, wenn wir so weiterleben, von einem Burn-out nicht weit entfernt sind, können aber nicht davon lassen und setzen uns der Überforderung weiter aus. Ein Moment Ruhe, ein Moment alleine mit einem Buch scheint plötzlich zu viel.

Keel scheint zu schwanken zwischen einer klaren, sehr negativen Diagnose der gegenwärtigen Lage und andererseits der Hoffnung auf die Möglichkeit eines positiven Wandels, und das macht das Gespräch (nach Keel das "finsterste", das er je geführt hat) so lesenswert. 

Wie es um die Buchbranche steht: "Lesen als revolutionärer Akt"

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Kommentare 7
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

    Ich denke, die, die er meint beziehungsweise anspricht, haben auch vor dem Smartphone nicht gelesen.

    1. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 7 Jahren

      Das mag stimmen, aber das Problem für die Branche ist, dass die vor dem Smartphone gelesen haben, immer weniger werden. Die Buchbranche macht vor allem mit Frauen über 50 Umsatz. Da wächst nichts nach.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      @Moritz Orendt Ist mir klar. Was ich sagen wollte: Es liegt nicht am Digitalen. Es liegt am Bildungssystem, an den Bildungszielen. Wenn eine Gesellschaft sich von der Wirtschaft vorschreiben lässt, was "Bildung" ist, darf sich nicht wundern, wenn eben diese verschwindet. Mit dem Buch steht und fällt Bildung, ob Papier oder digital ist schnurzpiep egal.

    3. Cornelia Daheim
      Cornelia Daheim · vor 7 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Oder: Mit der Bildung oder Art der Bildung steht und fällt das Buch bzw. das Lesen!

    4. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      @Cornelia Daheim Henne und Ei? Ich denke, erst das Buch, daraus folgend die Bildung.

    5. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 7 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ich stimme dir zu, dass Bildung wichtig ist.

      Trotzdem glaube ich, dass das Digitale eine Rolle spielt. Mit dem Digitalen wächst das Angebot an alternativen Unterhaltungsangeboten: Snapchat, Facebook, Twitter, Netflix usw.
      Das Buch konkurriert nicht mehr nur mit dem Fernseher, der Zeitung und dem Radio um die Zeit, da bleibt einfach weniger Zeit für das Buch.

    6. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

      @Moritz Orendt Facebook ist kein Unterhaltungsangebot. Der restliche Schund hat mit einem guten Buch auch nichts zu tun. Das Buch konkurriert mit nichts von alledem, wenn man es genau nimmt. Das ist m.E. eine Ausrede. Wenn den jungen Menschen das Buch als Bildungs- und Unterhaltungsquelle nicht nahegebracht werden konnte, dann ist das Erziehungs- und letztendlich wieder Bildungsmangel der Eltern.

      Ich kann mir kein Medium vorstellen, das ein (gutes) Buch ersetzen oder gar verdrängen könnte. Meine beiden Söhne i.Ü. können das auch nicht...

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