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Es ist ein Morgen wie jeder andere und Anne Helm wartet auf den Bus. Sie ist die Fraktionsvorsitzende der Partei “Die Linke” in Berlin. Der Bus lässt noch auf sich warten. Da sprechen sie zwei Männer an. Die beiden erklären ihr, dass sie wissen, wo sie wohnt. Dass sie wissen, welchen Bus sie nimmt. Und wo sie damit hinfährt. Das war bereits vor ein paar Jahren. Seitdem weiß Anne Helm, dass Neonazis sie beobachten. Ihr Name taucht auch auf sogenannten Feindeslisten auf und Anne Helm ist eine der Personen, die E-Mails mit Morddrohungen bekommen, die mit NSU 2.0 unterzeichnet sind. Darunter sind viele Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen: Anwältinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen. Frauen, die selbstbewusst auftreten und selbstbestimmt leben – so wie Anne Helm. Die passen nicht in das ideologische Weltbild von Rechtsextremen, soviel ist klar. Das allein wäre theoretisch verkraftbar, wenn sich deren ideologisches Weltbild nicht gleichzeitig im fortdauernden Bürgerkriegszustand wähnen würde, hoffend auf den Tag X, den Tag, an dem das verhasste System endlich krisengeschüttelt zusammenbricht. Vielleicht nach einem Anschlag?
Allerdings: Bei der Analyse der zahlreichen rassistischen und rechtsextremistischen Attentate und Anschläge der vergangenen Jahre kommt ein Tatmotiv immer wieder zu kurz – der Hass der Täter auf Frauen. Dabei ist Frauenhass als zusätzliches Tatmotiv – neben Rassismus und Antisemitismus – offensichtlich und zieht sich wie ein roter Faden durch die Chronologie des Terrors der jüngsten Zeit. In Hanau, in Halle, aber auch in Christchurch, in Dayton oder in El Paso. Alle Täter hatten ein Verhältnis zu Frauen, das man getrost als gestört bezeichnen kann. Manche sagen sogar: Die Frau ist für rechtsextremistische Täter so etwas wie der Endboss. Die letzte und schwierigste Gegnerin.
Elisabeth Veh untersucht, in diesem Zündfunk Generator die Analyse anzustellen, die bislang fehlt. Ohne den Tätern Raum zu geben. Dafür begibt sie sich in die Tiefen der völkischen Ideologie. Und des Internets. Denn da, in der sogenannten “Manosphere”, treffen sie aufeinander: Männer. Verlorene Seelen, Trolle und Nazis. Eine düstere Subkultur, vereint in Frust, Hass und manchmal auch Entschlossenheit. Der Hass auf Frauen ist in diesem Teil des Internets wie Öl im Getriebe. Darauf können sich alle einigen und manche lässt dieser Hass so richtig heiß laufen.
Quelle: Elisabeth Veh, Bayerischer Rundfunk Bild: Bild: picture-all... www.br.de
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