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Annika Reich, * 1973, lebt in Berlin und schreibt Romane und Essays. Sie ist Kolumnistin von ZEIT-Online (10 nach 8) und Gastdozentin an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Romane erscheinen im C. Hanser Verlag. Zuletzt: "Die Nächte auf ihrer Seite" (2015). Sie ist eine der Initiatorinnen von "Wir machen das". www.wirmachendas.jetzt
Am liebsten würde ich meine Text über Daniel Schreibers neues Buch „Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen“ singen. Da der Literatenfunk jedoch leider (noch) keine Audiofunktion hat, und ich nicht so gut singen kann, wie es diesem Buch gebühren würde, schreibe ich es eben auf.
Schon „Nüchtern. Über das Trinken und das Glück“ war eines dieser Bücher ... Es hat meinen Blick auf die Gesellschaft verändert. Es hat mir nicht nur einen neuen Blick auf das Trinken und das Nüchternsein geschenkt, sondern auch darauf, was das Verhalten gegenüber Trinker*innen und Nüchternen für die Gesellschaft, in der ich lebe, und für mich selbst bedeutet. Es hat mich verändert.
Wie selten passiert das: dass ein Buch wirklich in der Lage ist, dein Leben und deinen Blick auf die Welt zu verändern? Ich empfinde das als Glücksfall und wünsche mir ab jetzt jedes zweite Jahr ein Buch von Daniel Schreiber über Themen, die mich umtreiben. „Woher die Sehnsucht?“ (1. Kapitel) „Zu sich kommen“ (7. Kapitel).
„Zuhause“ ist wieder so ein Buch, das sich in mein Leben einschreibt. Daniel Schreibers Worte gelangen, ohne mich dafür verzaubern oder erschüttern zu müssen - also ganz ohne Tricks - dorthin, wo es am schwierigsten und am schönsten ist, mehr zu erkennen, schärfer zu sehen. Wie gelingt ihm das? Wie gelingt es Schreiber, sich mit so heiklen Themen durch alle Filter und Blockaden hindurch zu schreiben?
Ich glaube, es liegt daran, dass Schreibers Einsichten so feinsinnig sind, dass sie durch meine Filter einfach hindurch rieseln. Er ist einer der feinsinnigsten Autoren, die ich kenne.
Ich schreibe das nicht so dahin. Da Daniel Schreiber auch nichts einfach so dahin schreibt und Komplimente nicht so gut annehmen kann, werde ich mich jetzt bemühen, genau zu erklären, was ich damit meine.
Schreibers Feinsinnigkeit zeigt sich in seiner Sprache, die leichtfüßig, präzise und elegant ist. Sie zeigt sich aber auch in seiner Form der Wahrnehmung und in seiner Art zu argumentieren. Schreiber behauptet nie. Er beleuchtet und benennt gleichzeitig die Zonen, die im Dunkeln bleiben sollen, müssen oder dürfen. Er wägt ab, ohne zu verwässern. Er relativiert nicht, sondern hält Unvereinbarkeiten aus. Er baut nicht auf Pointen, sondern auf Verdichtungen. Er argumentiert intellektuell und nicht akademisch. Denken, Argumentieren und Erzählen werden so zu Prozessen, die so weit wie möglich einschließen, öffnen und differenzieren und dabei so leicht daher kommen, als wäre das alles ein Spaziergang. „Ausweitung der inneren Geographie“ nennt Schreiber diesen Vorgang.
Indem Schreiber selbst so schreibt, öffnet er sich und seine Leser*innen für alles, was es jenseits dessen zu erfahren gibt, was ins Bild passt. Er führt die Schönheit der Inklusion vor, ohne dies je ideologisch unterfüttern zu müssen. Es gelingt ihm mühelos, philosophische Erkenntnisse neben schamanische Erfahrungen zu stellen, große gedankliche Schärfe neben emotionale Achterbahnfahrten. Er öffnet sich nicht, damit die Leser*innen auf ihn schauen, sondern damit sie durch oder mit ihm die Welt besser erkennen können. Karsten Kredel, sein Verleger, hat es auf der Buchpremiere gesagt: „Zuhause ist kein Ratgeber, aber es hilft“.
Ich empfinde „Zuhause“ als ein Geschenk der Nähe. Wenn ich lese, wie sehr Daniel Schreiber in seiner Kindheit in Mecklenburg Vorpommern ausgegrenzt und erniedrigt worden ist, dann bewundere ich noch mehr, dass es ihm gelungen ist, die größtmögliche Differenz und eben nicht das einfache Gegenteil dessen zu leben, was er selbst erfahren hat.
Er schaut sich selbst bei Themen, die für ihn äußerst schmerzlich sind, in die Karten und lässt seine Leser*innen dabei zuschauen, wie er das tut. Ohne jeden Pathos, ohne den Hauch von Übergriffigkeit. Während er sich schreibend in die Karten schauen lässt, schaue ich mir lesend selbst in die Karten und gehe mit — in meine eigene Suche nach einem „Zuhause“, in meine eigenen Möglichkeiten schmerzhaften Situationen zu begegnen.
Schreiber schreibt an einer Stelle von der „Gentrifizierung der Gefühle“. Seine Bücher sind das beste Beispiel, wie wunderschön und angemessen ungentrifizierte Gefühle sind und wie sehr es sich lohnt, ihnen ein Zuhause zu geben.
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