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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Als hauptamtlicher Radiomensch bin ich großer Fan dieses Mediums. Aber, ganz ehrlich, normalerweise nicht an einem Sonntagvormittag (bzw. am Vormittag eines Feiertags). Denn wenn ich da so am Frühstückstisch sitze, vorsichtig am ersten Kaffee sippe, noch leicht matschig von der zu kurzen oder zu langen Nacht, wünsche ich mir entweder schöne Musik und wenig Moderation. Oder ganz viel Wort von charismatischen, unterhaltsamen Persönlichkeiten. Beides nicht leicht zu finden. Aber jetzt, am Ostermontag, habe ich zwei Stunden wie gebannt vor dem Radiogerät gesessen und mich amüsiert, gewundert, geärgert, gefreut. Und immer wieder gefragt: Ist das kompletter Unsinn, der da gerade erzählt wird? Oder sind es geniale Einsichten, die man sonst nirgendwo bekommt? Im Programm vom Deutschlandfunk Kultur stand nämlich eine Sonderausgabe von "Im Gespräch" an. Die sich ein ums andere Mal wundernde Moderatorin Susanne Führer spricht darin mit Jonathan Meese, dem meiner Ansicht nach unterhaltsamsten Künstler, den wir in Deutschland haben.
Ich kann nur empfehlen, dieses Gespräch, das in Jonathan Meeses Atelier stattfand, nachzuhören, selbst wenn man ihn für einen Scharlatan hält. Er sagt so viele Dinge über die Kunst und den Kunstbetrieb und die Gesellschaft an sich, aber weil alles aus ihm nur so heraussprudelt, kommt man kaum dazu, länger über einzelne Behauptungen nachzudenken. Zum Ende erzählt er dann noch einmal, dass vieles von dem, was er macht, Teil eines Schauspiels ist. Und das lässt dann auch sein Posieren mit Hitlergruß, das ja bereits vor Gericht als zulässiger Teil seines Konzepts "Diktatur der Kunst" befunden wurde, legitim erscheinen. Jonathan Meese war mit Karl Lagerfeld befreundet. Auch der war ja in seiner herablassenden Art sehr unterhaltsam. Beide sind Ausnahmefiguren in einer sonst oft drögen Kulturlandschaft. Ideal für einen faulen Vormittag.
Quelle: Susanne Führer Bild: Picture Alliance ... deutschlandfunkkultur.de
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