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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Zugegeben, die meiste Zeit meines Lebens fand ich John Carpenters Science-Fiction-Klassiker Sie leben (im Original: They Live) aus dem Jahr 1988 hauptsächlich gut, weil der kanadische Wrestler »Rowdy« Roddy Piper dort die Hauptrolle spielt. Und wegen der tollen Sonnenbrillen. Mittlerweile ist aber auch mir klar, dass der vermeintliche Trash einiges mehr zu bieten hat. Sie leben ist eine erstaunlich vielschichtige Auseinandersetzung mit Verschwörungsideologie und Ideologiekritik, wie die Philosophin Heike Lindhold auf TOR Online sehr lesenswert herausarbeitet.
Von linken wie rechten Fans jeweils für sich beansprucht, zeitweise von rechten Verschwörungstheoretikern gelobt und deswegen unter Antisemitismusverdacht gestellt, ist die Rezeption deutlich heterogener als man von einer Actionsatire über eine Alieninvasion erwarten würde. Wie kommt es zu so verschiedenen Auslegungen und was ist ihre jeweilige Basis?
In Sie leben entdeckt der einfache Wanderarbeiter John Nada durch Zufall eine Kiste mit Sonnenbrillen. Setzt er sich eine der Sonnenbrillen auf, blickt er plötzlich hinter die vermeintliche Realität. Werbung, Zeitschriften, Geld entpuppen sich als propagandistische Kontrollinstrumente und viele Mitmenschen – besonders die wohlhabenden – als getarnte Aliens. Für linke Intellektuelle wie Slavoj Žižek eine clevere, ideologiekritische Metapher. Für rechte Verschwörungsideologen eine (antisemitisch ausgelegte) Kritik an einer übermächtigen »Finanzelite«. Lindhold lässt es aber nicht bei der Klärung der Fronten, sondern trägt ihrerseits eine an Žižek angelehnte Analyse des Films bei, die gerade aktuell wohl sehr relevant ist.
Hier liegt der Unterschied zwischen Ideologiekritik und Verschwörungstheorie: Sie messen dem Moment des Aufwachens ganz unterschiedliche Bedeutungen bei. Wo der erwachte Verschwörungstheoretiker meint, die Wirklichkeit gefunden zu haben und seine Welt nun endlich einen Sinn ergibt, bedeutet Ideologiekritik ein Erwachen in einer vielschichtigen Realität, die noch viel komplexer ist als gedacht und wenig mit jener wirklichen und eindeutigen Welt zu tun hat, die man vielleicht zu entdecken hoffte. They Live versucht, dieser Tatsache Rechnung zu tragen: Um die Wahrheit zu sehen, muss John Nada nichts ablegen, das seinen Blick verschleiert, sondern etwas aufsetzen. Erst durch das Hilfsmittel der Brille – übertragen gedacht der kritischen Theorie im weitesten Sinne – wird die Wirklichkeit sichtbar.
Quelle: Heike Lindhold Bild: STUDIOCANAL www.tor-online.de
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coole Definition und Unterscheidung.