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Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins
So langsam ploppen die ersten Studien in die Öffentlichkeit, die dezidiert tiefere Erkenntnisse zur Verbreitung von "Fake News" im amerikanischen Wahlkampf liefern. Nennenswert ist hier der Text von Brendan Nyhan von der University of Michigan bei Medium, der mit seinem Team empirisch feststellt, dass das Phänomen völlig "overhyped" wurde – und selbst die Amerikaner gar nicht so viele Fake News während des US-Wahlkampfs zu Gesicht bekommen haben, wie von einigen angenommen. Zumindest nicht direkt – schon eher über das Agenda Setting der Medien (NYC-Beispiel im Rid-Interview).
Deutlich wird im Interview mit Thomas Rid der Umgang der Medien mit Desinformation: Lässt man sich einspannen und verbreitet damit die Falschinformationen weiter oder recherchiert man gründlich, um die Kulisse hinter der Geschichte zu enttarnen? Thomas Rid bringt im Interview mit Patrick Beuth bei SPON ein treffendes Beispiel aus dem Kalten Krieg. Aus den alten Kamellen der 60er lässt sich bis heute noch einiges ableiten und lernen:
SPIEGEL ONLINE: Herr Rid, wie sind Desinformations- und ähnliche Geheimdienst-Kampagnen in der Vergangenheit typischerweise abgelaufen?
Thomas Rid: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In den Sechzigerjahren war der sowjetische Geheimdienst KGB über einen Spion in der US-Armee an einen streng geheimen Plan gelangt, den Operationsplan 10-1. (...) Hochbrisantes Material also. Jedoch: Der Plan war veraltet - und damit nur noch vermeintlich hochbrisant. Der KGB nutzte ihn dennoch für Aktive Maßnahmen, fügte eine Prise Gefälschtes hinzu und schickte ihn 1969 mit Hilfe des deutschen Doppelagenten Heinz Felfe an den "Stern" und den SPIEGEL.
SPIEGEL ONLINE: Was haben die damit gemacht?
Rid: Der "Stern" hat sich auf das Material gestürzt und eine ganze Serie daraus gemacht, er hat sich also einspannen lassen. Aber der SPIEGEL hat nachrecherchiert und den ganzen Spionage- und Desinformationshintergrund aufgeschrieben.
Für so einen kurzen Text stecken darin ziemlich viele gute Gedanken.
Quelle: Patrick Beuth Bild: SPON spiegel.de
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Wie kommt es , daß wieder einmal nur von russischen und iranis gen Trollen geschrieben wird und kein einziger nachvollziehbarer Beleg geliefert wird.Man sollte sich doch einmal der Desinformation oder besser der Nichtinformation der Medien in den sogenannt en Demokratien widmen. ZB bei Spiegel online.
Ist es nicht ein bisschen so wie mit den Flugblättern, die man über feindlichem Gebiet abwarf und die gezielt falsche Infos verbreiten sollten? Die einen sagen: Wie willst du mit dieser Aktion von 2.000 Flugblättern was erreichen? Und die anderen sagen: Guck, es stand in der Zeitung und deshalb sind die alle auf den Berg gefahren, wo wir sie super ins Visier nehmen konnten. So wie geplant.
Und dann muss man gucken: Wie oft haben die einen Recht und wie oft die anderen?
Im Internet ist das wohl ähnlich schwer oder leicht. Was ist eine erfolgreiche Kampagne und wie soll man das messen? Obwohl vieles rund um Fake-Accounts und irreführende Infos sehr offensichtlich bedenklich ist (dazu muss es gar keine gesteuerte Aktion sein), kann man schlecht dingfest machen, wie viel davon auf der subtilen Ebene was genau bewirkt. Was, wenn das Ziel gar nicht wäre, uns von etwas Falschem zu überzeugen, sondern, generelle Zweifel zu säen? Sodass mehr Menschen irgendwann entnervt aufgeben und sich gar nicht mehr informieren, keinem Journalisten mehr glauben, weil sie zu dem Schluss gekommen sind, dass ihnen die Instrumente zur Messung des Wahrheitsgehalts nicht zur Verfügung stehen.
Ich finde, in dieser Hinsicht, sind Desinformationskampagnen ziemlich schnell, ziemlich erfolgreich gewesen. Weil der generelle Informationsoverload ungefähr zeitgleich so richtig eingeschlagen hat. Und man zugucken kann, wie Vertrauen gefressen wird. Aber wie man diesen Vertrauensverlust in Zahlen übersetzen soll, weiß ich auch nicht. Wer weiß das?
Gute Gedanken vielleicht, aber ich vermisse die Belege. Wenn Rid zu dem Schluss kommt, dass das "völlig" überschätzt sei, kann er sich doch nicht mit dem Verweis auf einen einzigen Akteur da aus der Affäre ziehen. Gibt Hunderte Geheimdienste und andere Organisationen, die potentiell ein Interesse haben via Social Media gezielt Stimmungen zu verstärken. Was ist mit denen?