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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Christine Hamel hat schon so einige hervorragende Features über Russland und die Ukraine gemacht, von denen ich dieses hier unter anderem bereits empfohlen habe. Nun hat sie mit dem aktuellen ARD-Radiofeature ein weiteres sehr empfehlenswertes Feature geliefert, in dem sie anhand der umkämpften Stadt Mariupol das Kriegsgeschehen in der Ukraine unter die Lupe nimmt, und wieder steht im Zentrum ihrer Beobachtungen die Propaganda.
"In der Stadt laufen viele Fäden des Krieges zusammen. Mariupol ist Frontstadt der Kämpfe und der Propaganda. Und das nicht erst nicht erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Die Hafenstadt ist seit 2014 umkämpft. Kurzzeitig gelang es den von Russland unterstützten Separatisten sogar, Mariupol unter ihre Kontrolle zu bringen. Es war das Bataillon Azow, das die Industriestadt für die Ukraine zurückeroberte. Seitdem kreist die russische Propaganda um Azow, und die ukrainische Propaganda dreht sich um Mariupol."
Die Schrecken des Krieges kommen hier ebenso zum Ausdruck, etwa, wenn eine Mutter, Xenia, berichtet, wie ein Teil ihrer Familie, darunter ihr Sohn, bei einem Bombenanschlag ums Leben kam und sie seinen Körper, um ihr eigenes Leben zu retten, in den Trümmern zurücklassen musste. In russischen Medien zeigt man russische Soldaten, die sich liebevoll um Zivilisten in Mariupol kümmern. Die Menschen vor Ort erleben anderes.
"Die Menschen harren unter elenden Bedingungen aus. Ohne Strom, ohne Wasser, ohne Gas, ohne Telefon oder Internetverbindung. Die russische Armee hat gezielt die zivilen Versorgungsnetze zerstört."
Auch geht es um die von Russland forcierte Entfremdung zwischen prorussischen Separatisten, die der russischen Propaganda auf den Leim gehen, und ihren Verwandten in der Ukraine, die diese nicht vom Gegenteil überzeugen können. Das russische Fernsehen strahlt eine Sendung aus, in der echte Bilder des Krieges und Kriegsberichterstattung von ukrainischer Seite als "fake" umgedeutet werden. Dass einige Geschehnisse immer wieder anders dargestellt werden, erscheint beinahe egal.
"Die russische Propaganda funktioniert seit Jahren so: Je mehr widersprüchliche Versionen es von einem Ereignis gibt, desto resignierter wenden sich Menschen ab. Wahrheit gibt es dann nicht mehr."
Es geht auch in Teilen um Azow-Stahl, um den Bandera-Kult, um das Aufbauschen und Ausschlachten des russischen Märchens von der "Befreiung" der Ukrainer von "Nazis".
"Regierungsnahe Medien und russische Politiker hatten seit Monaten die Gefahr heraufbeschworen, die von Azowschen Neonazis und ultranationalistischen Bataillonen für Zivilisten ausgehe. Angeblich der reinste Terror. Sie waren ganz high von der ukrainischen Nazi-Gefahr: 'Befreiung der Städte', 'Denazifizierung', ' Wir lassen 'unsere' nicht im Stich'. Sie konnten die Menschen in Mariupol in dieser Logik also schlecht eingeschlossen lassen mit all den Neonazis. Die ganze Begründung des Krieges wäre auseinandergeflogen."
Es geht aber auch um verklärende Kriegsheldenromantik und einer dieser gegenüberstehenden eiskalten Realität von Tod und Grauen, an der nichts romantisiert und verklärt werden kann, so, wenn Wolodymyr Selenskyj von Mariupol als 'Herz des Krieges' spricht.
"Xenia presst die Lippen aufeinander und überlegt. Dann sagt sie mit starrem Blick auf die Pfingstrosen: ''Das Herz des Krieges' ist Romantik. Bei uns war keine Romantik. Bei uns war nur Angst und Tod. Deshalb würde ich sagen: Es war die Hölle auf Erden.'"
Gerade im Zuge der aktuellen Diskussionen um den jüngsten Bericht von Amnesty International lässt sich unschwer ausmalen, wie sehr die russische Seite die von Amnesty International gegenüber der Ukraine erhobenen Vorwürfe ausschlachten und für sich nutzen wird. Das war sicher nicht im Sinne der sonst hochgeachteten Menschenrechtsorganisation, doch sie kann nun nicht mehr rückgängig machen, mit ihrem Beitrag die hier gut dokumentierte Propagandaschlacht weiter angefeuert zu haben.
Quelle: Christine Hamel, Bayerischer Rundfunk Bild: Yuri KADOBNOV / AFP www.br.de
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Danke, der Beitrag war auch auf meiner Liste. Mit der NGO Wostok SOS war ich auch an der Front und ich erlebte sie als sehr integer.