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Medien und Gesellschaft

Hannah Arendt + Günter Gaus: Was politische Talkshows von heute aus den 60ern lernen können

Alexander Sängerlaub
Publizist, Journalist, Utopist

Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins

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Alexander SängerlaubMittwoch, 17.07.2019

Das Bild schwarzweiß, Hannah Arendt sitzt auf einem Polstersessel und qualmt eine Zigarette nach der anderen weg. Ihr Gegenüber: Der Politikjournalist Günter Gaus. Direkt der erste Dialog geht nicht nur "Zur Person", sondern auch "Zur Sache":

Der Journalist hat sie gerade als Philosophin bezeichnet. Philosophin, das weist Arendt weit von sich. Der Philosoph stehe der Politik nicht neutral gegenüber – seit Plato nicht. "Es gibt eine Feindseligkeit gegenüber der Politik bei den allermeisten Philosophen, ganz wenige angenommen, Kant ist ausgenommen." Gaus hakt nach: "Und sie wollen an dieser Feindseligkeit keinen Teil haben, weil Sie glauben, dass das Ihre Arbeit belasten würde?" Die Antwort: "Ich will Politik sehen, mit von der Philosophie gewissermaßen ungetrübten Augen."

– so zusammengefasst im piq von 2016. Es geht um die großen Fragen der Zeit, um das politische Handeln, die Eichmann-Prozesse, Emanzipation und Feminismus. Doch schauen wir mal auf die Form. 

Denn das 1963 zuerst ausgestrahlte "Zur Person" mit Günter Gaus, der zahlreiche Gespräche mit Politikern seiner Zeit führte – von Ludwig Erhardt über Willy Brandt, bis zur hier empfohlenen Hannah Arendt – sollte eigentlich so etwas wie eine Blaupause sein für das politische Gespräch im Fernsehen.

Der Fokus: Liegt ganz auf dem Dialog. Gaus ist neugierig, aber auch kritisch, hakt nach, wo man nachhaken muss, formuliert alle Fragen mit Bedacht und Schliff. Das Ergebnis ist ein Interview, das in seiner Tiefe im Journalistischen seinesgleichen sucht – leider bis heute. Ganz verzichtet wird auf das Getöse drumherum: Keine nervigen Einspieler, kein 6-Personen-Battle, in dem jeder nur seine vorhergelernten Sätze abspult, kein Abarbeiten an politischen Phrasen der Woche, keine Aufmerksamkeitsökonomie, kein Bullshit. Kein Erfolg? Das Video kommt bei YouTube auf fast 700.000 Views!

Eine Folge "Zur Person" ist wohltuender und ertragreicher als 100 Folgen Plasberg.

Wäre das nichts für den Montagabend, liebe ARD?

Hannah Arendt + Günter Gaus: Was politische Talkshows von heute aus den 60ern lernen können

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Kommentare 1
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 5 Jahre

    Ja, ja, das Interview mit der Hannah Ahrendt, wir immer wieder aus der Schublade heraus gezogen. So auch hier bei piqd von Dirk Liesemer im Dez. 2017.

    Es ist immer wieder schön, an das Interview erinnert zu werden.

    Bleibt nur die Frage, ob das öffentlich rechtliche Programm auf diese Art und Weise Ihr Format verändern wird ;-).

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