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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Literatenfunk berichtet nach wie vor deutschland-exklusiv über die Debatte um die Vergabe des sogenannten "Hadada-Award" der Paris Review an unseren alten Lieblingsautor Richard Ford. Der Preis hätte eigentlich im April von Bruce Springsteen an Ford übergeben werden sollen, was vermutlich Corona zum Opfer fiel, vielleicht sogar zur Erleichterung aller Beteiligten, denn darüber lässt sich gerade auch in amerikanischen Medien nichts mehr googlen (als würde 2020 einfach ausfallen).
Jedenfalls hatte es im Umfeld der Preisträger-Bekanntgabe eine Menge Trouble gegeben, weil auf Fords alten Beef mit Colson Whitehead verwiesen wurde - es ging um einen Buchverriss, einen Party-Eklat ("you spit on my book, I spit on you") und "an old Southerner, who doesn't like to be talked back by a Negro" (Whitehead über Ford), also die Frage, ob der Pulitzerpreisträger Ford ein Rassist und überhaupt preiswürdig sei ... (ich meine: nein und ja).
So weit, so kurz, so verzwickt. Der Fall ist auch deshalb so bezeichnend für das gesellschaftliche Klima in den USA, weil Ford sich offenbar "opferpolitisch" gegenüber Whitehead benachteiligt sieht. Er empfindet den schwarzen Elite-Uni-Absolventen als Teil eines Ostküsten-Establishments, das ihn, den Südstaaten-Provinzler, gerade auch in der New York Times immer wieder abgesnobt hat. - Gefühle, die man vielleicht sogar ein wenig nachvollziehen kann, wenn man sich noch mal NYT-Rezensionen zu frühen Ford-Romanen wie "Wildlife" durchliest (Tenor: "was sind das für schlimme Menschen, über die wir hier lesen müssen").
Umso erstaunlicher dennoch und trotz allem, dass Richard Ford hierzulande nun schon zweimal zur aktuellen Rassismus-Problematik in den USA als Experte interviewt wurde, ohne dass die Hadada-Debatte überhaupt nur Erwähnung fand:
Beim "wichtigsten deutschen TV-Literaturkritiker" Denis Scheck verwundert das nicht weiter: ihm geht es nur darum, die eigene Birne möglichst nahaufnahmig im Bild-Vordergrund zu halten. Für sein Format "Lesenwert" hatte er Ford aus Maine per Video-Konferenz zugeschaltet und freute sich wie ein Schneekönig, dass Ford ihn damit verarschte, dass ihm Scheck wie ein alter High-School-Buddy vorkäme (den man gern mal gesehen hätte).
Aber das auch der hochgeschätzte ZEIT-Autor Peter Kümmel (hochgeschätzt, seit Harald Schmidt mal seine Politiker-Theaterkritik über Fischer, Schröder, Westerwelle & Co. in seiner Show lobte, auch schon wieder fucking old), dass also auch besagter Peter Kümmel den Award-Ärger letzte Woche in seinem großen ZEIT-Feuilleton-Aufmacher-Interview mit Ford (zum Titelthema "Amerikas Sünde") unerwähnt lässt ... Kein gutes Zeichen für Ford-Leser: Der kritik-empfindliche Autor wird sich das sicherlich ausbedungen haben (don't mention that fucking Hadada-Award!) - falls es Scheck und Kümmel denn überhaupt gewagt haben sollten, ihn im Recherche-Vorfeld darauf anzusprechen.
Völlig klar, dass Ford dann in beiden Gesprächen trotzdem jede Menge kluges, sympathisches Zeug über die schlimme Lage des Landes und Trump zu sagen hat. Und man wenigstens das ZEIT-Interview trotzdem gern gelesen hat, aber eher wegen privater Anekdoten (z.B. wie Ford während Corona im Auto von Maine nach New Orleans gefahren ist, um sich von seinem befreundeten Zahnarzt behandeln zu lassen). Dennoch: ein Befremden bleibt.
Anlass der Gespräche war darüberhinaus Fords neuer Erzählband "Sorry for your trouble" (Bloomsbury), den ich mir sofort bestellt habe und den ich hier gern noch mal ausführlicher bespreche, wenn er im Herbst auf Deutsch bei Hanser erscheint. Vorab nur so viel: es geht nicht um Rassismus, sondern ums Älterwerden in Amerika. Ford riskiert noch mal, an die personal erzählten Liebesgeschichten aus "Eine Vielzahl von Sünden" anzuknüpfen (deren Verriss durch Colson Whitehead damals übrigens der Streit-Auslöser war). Jede Menge Alter Egos, Autoren als Anwälte, alte Liebschaften (Fords alte, sympathischerweise selbst eingestandene Schwäche beim Beschreiben von Frauen) und Jugenderinnerungen (zwei Jungs küssen sich im 50er-Jahre-Amerika im Autokino). Ingesamt ist die Fiction ein wenig dated, mit ihrem stellenweise redundanten Räsonnieren darüber, was schief gelaufen ist und was nicht. Sanfte Gesellschaftskritik im fazitären Stil: wir leben in Zeiten von zuviel Self-Congratulation.
More soon.
Quelle: Rand Richards Cooper Bild: privat EN nytimes.com
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