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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Der neueste Trend auf dem Feld der Erwachsenenberuhigungstechniken heißt leider nicht Lesen, sondern Selber-Ausmalen. Weil in sämtlichen Buchläden der amerikanischen Westküste der neue Foster Wallace nicht zu bekommen gewesen war, blieb ich im Barnes & Noble von O`ahu vor dem Regal „For The Creative Mind“ hängen, um mir dann eben „The Can’t Sleep Coloring Journal“ von Dr. Sarah Jane Arnold zu kaufen (Bargain Priced ohne Abbildung Only $ 6.98).
Auf dem transkontinentalen Rückflug konnte ich dann tatsächlich nicht schlafen. Nach dem Durcharbeiten von drei Wochen New York Trump-Times (Themen, immer noch: „Why these four women voted for him“) auch nicht mehr lesen. Eine Weile guckte ich auf dem Monitor meines Vordermannes einen stummen Western mit Denzel Washington, Ethan Hawke und Chris Pratt mit. Dann schrieb ich lieber von meinem eigenen Monitor die sensationellen Kurz-Inhaltsangaben des Delta-Airlines-Movie-Angebots ab. Das Bord-Menu umfasste 103 zumeist asiatische Filme, die in bester Bad Writing-Manier zusammengefasst worden waren. Besonders spannend war, wenn selbst noch diese Micro-Fiction mitten im Satz einfach abbrach (… man musste dann einen Button für „More Details“ drücken, was ich mir streng verbat). Also zum Beispiel:
„0.5 mm - When a female caretaker loses her job, she finds a new purpose in her life by helping old men who seem to be having problems in their lives …”
„The Beauty Inside - When a young man, whose appearance alters every day, falls in love, he finds it difficult expressing his feelings to her, as every time he tries, she …”
„Book of love - After reading ’84 Charing Cross Road’, two strangers send letters to the book title’s address. However, when their letters unexpectedly reach …”
„Clouds of Sils Maria - When Maria is asked to perform a revival of the play that made her famous twenty years earlier, she is faced with a younger and unsettling …”
„Deadpool - Semi-insane and impossible to kill, mercenary Deadpool violently pursues the man he holds responsible for his scarred appearance. (This …”
„Library Wars: The Last Mission - The Library Defense Task Force – an armed unit set up to defend the freedom to read – are tasked with guarding a public exhibition featuring …”
“Like for Likes - The lives of six people – including a writer, actor and chef – interconnect, as they search for romance in today’s digital world. (This is a Korean …”
„Library Wars” hätte ich mir fast angeguckt. Aber dann fiel mir gerade noch rechtzeitig mein „Can’t Sleep Coloring Journal” von Dr. Sarah Jane Arnold ein, das ich klugerweise ins Handgepäck getan hatte. Neugierig (oder weichgekocht von den ganzen Filminhaltsangaben) schlug ich es auf. Weil meine Augen vor Müdigkeit brannten, empfand ich den kitschigen Umschlag voller pastellfarbener Wölkchen und Schäfchen als ausgesprochen angenehm. Und der Inhalt war auch nicht schlecht. Besonders mochte ich, dass es sich um eine eiskalte Mogelpackung handelte. Denn es gab zwar ein paar Bilder zum Ausmalen (Sonne, Mond und Sterne, paradiesische Bäume, ein paar gruselige Twin Peaks-Eulen), aber auch viele Seiten zum Reinschreiben, im psychologischen Q&A-Stil:
„PUTTING TODAY TO BED
Take some time for yourself now to reflect upon your day.
What went well?
What was challenging?
What, if anything, would you like to do differently?”
Das war ja wohl das Prinzip der Ewigen Wiederkehr des Immergleichen, verinnerlicht (wenn es wirklich jemanden geben sollte, der vor Schlaflosigkeit braindead genug war, um die Aufgabe wirklich zu machen, fast hätte ich geweint).
Dr. Sarah Jane Arnold machte ihre Sache ansonsten gut. In nüchternen, einfachen Sätzen beruhigte sie die Leute (das Universale von Schlaf, alle müssen schlafen, kein Problem, wenn es mal nicht klappt) und gab Tipps (vor dem Einschlafen kein Sport, Saufen oder Rauchen, stattdessen besser gedämpftes Licht und sich was Gutes, nicht zu Aufputschendes tun – Masturbation wurde vielleicht bewusst nie ausdrücklich erwähnt).
Mittendrin konnte einem die Autorin allerdings auch kurz mal streng kommen („KEIN MITTAGSSCHLAF!“, zerstört das nächtliche Schlafbedürfnis), beziehungsweise schwer szientistisch (irgendwas mit Alpha- und Beta-Strahlen im Gehirn des Schlafenden vs. des Schlaflosen…). Mich hatte sie aber allein schon mit einem super Nietzsche-Zitat gewonnen:
„Sleeping is no mean art:
for its sake one must
stay awake all day.”
Den Rest des Fluges verbrachte ich damit, den Spruch für mich zurück zu übersetzen.
PS: A note on the photo –
… ist natürlich nicht das Cover des „Can’t Sleep Coloring Journal“, sondern ein Buch, das in einem feministischen Fashionladen in Portland auslag. Es geht auch irgendwie um Umwertung, innendrin aber nichts zum Schreiben, nur Abbildungen, aber auch Anleitungen.
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