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Quelle: Aktivistin.ch
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Als ich hörte, dass Margaret Atwoods „Report der Magd“ zu einer Fernsehserie verarbeitet wurde, beschloss ich, die literarische Vorlage neuerlich zu lesen. Die Autorin entwirft darin eine Welt, in der Beziehungstaumel und Bevölkerungsschwund reicher Länder mittels eines ausgeklügelten Systems beendet werden.
Erstens wird jede Frau verheiratet, es gibt keine unentschlossenen Partner, kein Herumsuchen, kein Selbstmarketing mehr, sondern jedes weibliche Wesen wird einem Mann zugewiesen und umgekehrt. Zweitens wird kinderlosen, höhergestellten Paaren eine junge Frau zur Seite gestellt, die sich solange im Haushalt aufhält bis sie ein Kind geboren hat. Dann wechselt sie ins nächste Engagement. Dem Beruf der Gebärerin geht eine langwierige und strenge Ausbildung voraus, in der die weiblichen Körper auf ihre Funktion zugerichtet, sinnliche Genüsse und berufsfremde Tätigkeiten ausgeblendet werden. Tägliche, ja stündliche Vorschriften müssen befolgt werden. Als sichtbares Zeichen ihrer Bestimmung dient eine Uniform, ein langer roter Mantel verhüllt ihre Körper, eine weiße Haube mit abstehenden Flügeln schränkt ihre Sicht ein.
Dann geriet zufällig das Buch „Losfahren“ von Manal al-Sharif in meine Hände, der ersten saudischen Frau, die illegal Auto gefahren war, sich von ihrer Freundin dabei filmen hatte lassen und das Dokument im Netz verbreitete. Kurz darauf wurde sie deswegen verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Ich begann zu lesen, und je mehr die Autorin darin von ihrem Aufwachsen erzählte, desto mehr ähnelten die beschriebenen Zustände denen von Atwoods erfundenen. Plötzlich erschien mir der Roman subtiler, als ich das bei der ersten Lektüre Mitte der Achtziger Jahre wahrgenommen hatte.
Oder ist es umgekehrt? Haben die politischen Verhältnisse und deren Absicht, die Position von Frauen zu schwächen, die Fiktion eingeholt? Im Roman wird von der Verunsicherung der Männer durch weibliche Berufstätigkeit und Selbständigkeit berichtet. Die sogenannte Befreiung der Weiblichkeit wird erzielt, indem man die Frauenkörper auf den gesellschaftlich lukrativen Faktor ihrer Fruchtbarkeit reduziert. An Atwoods Entwurf und der daraus hervorgehenden Serie gefielen mir weiter, dass seine Figuren als Protest lebendig geworden sind, dass in rote Mäntel und weiße Hauben Gekleidete mittlerweile gegen die Einschränkungen für Frauen, verschärfte Abtreibungsgesetze protestieren.
Das unklare Ende des Romans ließ mich dennoch unzufrieden. Wird die Erzählerin nun gerettet oder getötet? Hat sie sich durch heimliche sexuelle Abenteuer befreit oder ausgeliefert? Auch das ist, so spekulierte ich, aus der Zeit heraus zu verstehen. Die Autorin konnte sich in den achtziger Jahren eher Ungewissheiten leisten, als das heute der Fall wäre, wo konservative Geschlechterrollen von repressiven politischen Bewegungen erneut fixiert werden. Auch um der vielbeschworenen und gefürchteten Fruchtbarkeit weiblicher Migrantinnen entgegenzutreten. Die Abtreibungskritik des extrem rechten österreichischen Präsidentschaftskandidaten, dass die Gebärmutter der Ort für die höchste Sterbewahrscheinlichkeit sei, weist in diese Richtung. Gegen solche Fantasmen ist heutzutage klare Kante nötig.
Manal al-Sharif hat lange an die Erklärung geglaubt, dass die Verhüllung ihres Körpers nur zu ihrem Schutz sei. Erst nach einem Auslandsaufenthalt wurde ihr klar, dass der angebliche Schutz der Frauen vor allem dazu dient, die Macht des Mannes zu stärken. Dann begann sie in Saudi-Arabien gegen Einschränkungen, den Ganzkörperumhang, den Gesichtsschleier und alle Konzepte von Weiblichkeit, die damit verbunden sind, aufzubegehren. Lieber riskierte sie Blessuren im Kampf für die Freiheit davonzutragen als passiv zu bleiben. Und hat einen Sohn dabei verloren, mindestens. Dazu gehörten unglaublicher Mut und außerordentliches Durchhaltevermögen. Was sie sonst noch alles eingesetzt hat, und wie sie dabei die Hilfe von Männern, die das System genauso satthaben, benötigte und bekam, ist in ihrem spannenden Bericht nachzulesen.
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