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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Nach dem ganzen Soul-Searching für mein anstrengendes Lyrik-Projekt machte ich den alten Fehler und dachte, ich hätte eine kleine Belohnung verdient. Warum nicht mal ein paar Tage am Strand der Ferienliteratur entspannen, versteckt hinter einem soliden Bestseller-Buchcover, wie man es in freier Leser-Wildbahn eigentlich nur noch an Hotelpools oder in Vielflieger-Lounges antrifft.
Ich entschied mich aufgrund der Andrian-Kreye-Rezension (siehe unten) für den neuen Don Winslow ("Broken.", Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann, Kerstin Fricke, Peter Friedrich und Joannis Stefanidis, Harper Collins). Laut Kreye sechs Geschichten aus einer Zeit "als die angelsächsische Literatur noch ein breitbeiniges Männergeschäft war, in dem jede Geschichte eines Fischers, Preisboxers oder Wanderarbeiters große Wahrheit transportierte und Adjektive was für Luschen waren." Außerdem war mir Winslow immer wieder empfohlen worden für Tex-Mex-Drogenthriller, deren Inhalte alle wie der Film Sicario klangen (oder umgekehrt) und angeblich so gut recherchiert waren wie eine durchschnittliche SPIEGEL-Reportage zu Vor-Relotius-Zeiten.
Anyway, why not give it a try.
In der ersten Story, "Broken", stieg ich nach zwei Seiten bei dem Satz "Jimmy McNabb war ein echt harter Straßenbulle, wie sein Daddy vor ihm." aus.
Die zweite, "Crime 101", las ich immerhin durch: Ein klassischer Cop-&-Gangster-Plot im Stil von Heat. Der smarte Juwelendieb Davis und der dicke Kriminalbeamte Lou leben beide wie "einsame Wölfe" in anonymen Ferienhaus-Bunkern entlang des Pacific Coast-Highway, an dem Davis seine Überfälle minutiös durchzieht und Lou der einzige ist, der ihm auf die Schliche kommt. Davis ist im Grunde Steve McQueen (dem die Story auch gewidmet ist), Lou hat Übergewicht, Eheprobleme, das Herz am rechten Fleck und ganz oldschool den Durchblick.
Psychologie und Innenleben werden, wie sich das in Amerika gehört, durch Cars & Guns ersetzt, an die Winslow in seiner gnadenlos lakonisch runtergeschrieben Checker-Prosa die einzigen Details verschenkt:
Davis sitzt am Steuer eines schwarzen Mustang Shelby GT 500 mit Heckspoiler, Gurney-Flap, 550 PS und fast siebenhundert Newtonmeter-Drehmoment. Verbrecher-1x1: Wenn du abhauen musst, solltest du das schnell tun.
Davis gibt Gas. Er nimmt die SIG Sauer P239 aus der Mittelkonsole und hält sie mit der rechten Hand, während er mit links dreht.
Wenn Frauen sich in die Crime-Männerwelt verirren, dann so:
Sharon ist effizient – in ihrem Beruf, ihrem Sport, ihrem Liebesleben. Sie wird keine Sekunde an irgendwas oder irgendwen ohne Potential vergeuden. (…) Sie ist eine achtunddreißigjährige Zehn, aber das ist was anderes als eine achtundzwanzigjährige Zehn, oder auch nur eine achtundzwanzigjährige Neun. Und es gibt so einige Vierundzwanzigjährige, die sich nicht scheuen, im Revier für vierzig bis fünfundfünfzig auf die Jagd zu gehen.
Interessant, spannend oder lustig (um gleich mal drei Adjektive für Winslows Stil ins Rennen zu schicken) ist daran allenfalls, wie viel Worte einem Gegenstand oder einer Person zugestanden werden dürfen, damit das Schreib- und Lese-Tempo niemals unter 1.000 Wph (words per hour) sinkt.
Er trägt ein weißes Hemd (maßgeschneidert, aber ohne Monogramm), Manschettenknöpfe und einen schwarzen Drei-Knopf-Anzug aus Wollgabardine von Hugo Boss.
Schwarze Oxford-Schuhe von Church.
Davis besitzt nur wenige Kleidungsstücke, aber die sind allesamt hochwertig.
Klassisch.
Vielseitig.
Ein bisschen retro.
Wie Davis.
Die Absätze killten mich.
Bedeutungsschwanger.
Und trotzdem schlank.
Kleidung wie angestrebter Schreib-Stil.
Unfassbar auf den Punkt (der Horror, wenn jeder Satz auf den Punkt sein muss).
Außerdem hat Winslow ein paar der Geschichten seinen persönlichen Vorbildern widmet: „Für Mr. Steve McQueen“, „Für Mr. Elmore Leonard“, „Für Mr. Raymond Chandler“… Allein für das bescheuerte "Mr." könnte man ihm genauso eine reinhauen wie für seine faule Hymne auf den American professionalism in times of Trump (... wenn man nicht wüsste, wie gut sie an der Waffe ausgebildet sind).
Und das dem gesamten Band vorangestellte Motto war tatsächlich von Stephen King (aus Das Leben und das Schreiben) und natürlich wieder direkt an mich gerichtet:
Wenn Sie keine Zeit zum Lesen haben, haben Sie auch keine Zeit zum Schreiben (und auch nicht das Werkzeug). So einfach ist das.
Denn für den restlichen Winslow hatte ich dann leider keine Zeit mehr.
Quelle: Andrian Kreye Bild: privat Artikel kostenpflichtig www.sueddeutsche.de
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Als Leser der Süddeutschen kommt man eigentlich nicht um Don Winslow herum. Seit Jahren wird jedes neue Buch hymnisch gefeiert, keine Ahnung ob alle Besprechungen vom selben Kritiker sind.
Da ich ja immer offen bin für Anregungen zu guten Büchern, habe ich auch zweimal angebissen. Ein Kalifornien Surf Krimi hab ich nach ca 2 Seiten als zu trivial wieder beendet, einen Titel aus der Kartell Reihe habe ich dann allerdings zu Ende gelesen, hat mir gut gefallen.
Vermutlich war ich damals in einer Streß-Phase und dachte, ich gönne mir mal zur Entspannung einen schönen Krimi. ;-)
Momentan lese ich übrigens einen wieder einen Krimi, der in der Süddeutschen besprochen wurde: Liz Moore, Long bright river. Ist super. Ist allerdings auch so ziemlich das Gegenteil von der Don Machow Atmosphäre...