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Klima und Wandel

Treibhausgase: Neuer Rekord in der Atmosphäre

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerDonnerstag, 22.11.2018

Es sind jetzt 405,5 ppm - Teilchen Treibhausgas pro Million Teilchen. Die Konzentration der Wärmeblocker in der Atmosphäre ist nach den Messungen von Klimaforschern so hoch wie nie. "Anzeichen für eine Trendumkehrung, der zu langfristigem Klimawandel, Meeresspiegelanstieg, der Versauerung der Meere und mehr extremen Wettersituationen beiträgt, gibt es nicht", warnt die Weltwetterorganisation der Uno in Genf.

Und? Irgendeine Schlagzeile?

Fehlanzeige!

Interessant ist eine Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die heute erschienen ist: Demnach sind solche Kältewellen, wie sie derzeit auf die USA zurollen, Folgen des bereits stattgefundenen Klimawandels.

Treiber für solche Wetterextreme ist häufig der stratosphärische Polarwirbel, ein Band sich schnell bewegender Winde 30 Kilometer über dem Boden, der so genannte Jetstream. Im Winter, wenn der Polarwirbel durch nach oben wehende Luftmassen gestört wird, kann das zu Kälteeinbrüchen über dem Nordosten Amerikas oder Eurasien führen, zeigt die Studie.

Die Zeichen sind also nachweisbar. Und ihre Folgen fühlbar.

Dass es keine Schlagzeilen gibt, liegt vermutlich an Zeitgenossen wie Axel Bojanowski, der beim Spiegel für die Klimaberichterstattung verantwortlich zeichnet. Bojanowski sagt gegenüber dem Medienmagazin zapp:

"Da wird berichtet, als ob Wissenschaftler vom Berg kommen mit einer großen Steinplatte in der Hand, in der die Wahrheit graviert ist"

Dummerweise ist Bojanowski Journalist und kein Wissenschaftler. Was ihn offensichtlich derart wurmt, dass er seit Jahren gegen den wissenschaftlichen Sachverstand anschreibt - "gegen den Strich bürstet" - und eben dann, wenn die Schlagzeile nötig wäre, darauf verzichtet.

Der Treibhausgas-Ausstoß ist 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 ppm gestiegen, ein extrem hoher Wert, weil 2016 Sondereffekte durch das Wetterphänomen El Niño mit seinen erhöhten Ozeantemperaturen in die Bilanz eingehen. Damals titelte der Spiegel: CO2-Konzentration steigt so schnell wie nie.

Treibhausgase: Neuer Rekord in der Atmosphäre

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Kommentare 9
  1. Veit Nottebaum
    Veit Nottebaum · vor 6 Jahren

    Eine kleine Korrektur bzw. Ergänzung: der Wert ~406 ppm ist die atmosphärische CO2-Konzentration und NICHT die der gesamten "Treibhausgase". Besonders 'effektiv' ist beim Treibhauseffekt zB Methan: 20fach gegenüber CO2! Und auch H2O ist in geringem Maß treibhauswirksam.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

    interessant, wenn man selber Bojanowski beurteilen will:
    http://axelbojanowski....
    Schlägt sich doch vernünftig hier oder...und scheint auch sonst auf dieser website nicht gerade ein Autolobbyist zu sein...
    Wo schreibt er gegen die Wissenschaft an? Ist ja ein relativ harter Vorwurf...auch gegen den Spiegel. Vielleicht hast du noch 1-2 links dazu?

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 6 Jahren

      Um das ganze Bild zu bekommen, empfiehlt es sich, einen Blick auf den Vortrag zu werfen, den Axel Bojanowski auf der "Wissenswerte" gehalten hat. Er hat ihn in einem Twitter-Thread zusammengefasst: https://twitter.com/Ax...
      Einige seiner wichtigsten Punkte: Es gibt ein paar Themen, in denen sich die Klimaforscher nicht ganz sicher sind. Das lassen Journalisten in ihrer Berichterstattung aber unter den Tisch fallen aus Sorge, den Leugnern des menschengemachten Klimawandels in die Hände zu spielen. Das wiederum schürt Misstrauen gegenüber der Klimaforschung und führt zu einer Abwendung von diesem Thema. Die Gegenposition nimmt Christopher Schrader ein: Er argumentiert, dass wir trotz der Unsicherheiten in der Klimaforschung genug wissen, um die nötigen Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Ralph Diermann Danke Ralph - darf ich dich noch fragen: wie beurteilst du das? Für mich klingt es erstmal so, als ob man versuchen müsste, beide Positionen unter einen Hut zu bekommen.
      Interessant fände ich mal zu erarbeiten, welche ökologischen Positionen und ihre Maßnahmen auch sozial (erstmal national) angezeigt wären und sich auf die zu kaprizieren - vielleicht geht es dann schneller voran. Aber das ist natürlich eher ein politischer, als ein journalistischer Ansatz.

    3. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan Im Ziel sind sich die beiden grundsätzlich einig: Wir müssen die CO2-Emissionen drastisch reduzieren. Sie unterscheiden sich aber in ihrem Vertrauen, in welchem Maße man der Öffentlichkeit Unsicherheiten in der Klimaforschung zumuten kann, ohne die Unterstützung für Klimaschutz-Maßnahmen zu gefährden (okay, und in der Frage, ob sich ein Journalist als Aktivist verstehen sollte - aber das ist ein anderes Thema). Von daher: So richtig unter einen Hut lassen sich die beiden Positionen nicht bringen...

    4. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor 6 Jahren

      Die Wissenschaftler, mit denen ich es zu tun habe, bestehen stets darauf, darzustellen, wie sie zu ihren Ergebnissen kommen, welche Methoden ihrer Arbeit zu Grunde liegen (längst nicht mehr nur Prognosemodelle) und das es Unsicherheiten in ihrem Ergebnis gibt. Deshalb forschen sie, oft mit großem Engagement, mit großer Genauigkeit und mit dem eigenen Schrecken, wenn das Ergebnis steht. Natürlich ist es - Binse - journalistisches Handwerk, ihre Ergebnisse gegenzuchecken und auf Plausibilität und Tragweite zu prüfen. Mein Problem dabei ist, dass sie zu oft "könnte" sagen und zu wenig "wird". Beispielsweise erwiesen sich die Prognosen der arktischen Eisschmelze des IPCC aus dem 4. Sachstandsbericht 2007 als viel zu konservativ, die Schmelze ging sehr viel rasanter.

      Was eben zeigt, dass Wissenschaftler nicht "vom Berg kommen mit einer großen Steinplatte in der Hand". Mit solchen Statements kann man Wissenschaft und die Berichterstattung trefflich diffamieren.

    5. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Nick Reimer ...ich denke, ich teile die Kritik an solchen Äußerungen. Mir scheint es auch relativ häufig so zu sein, dass manche JournalistInnen einfach sehr gerne etwas besser wissen, als alle anderen und insofern dazu tendieren, übergroße Zweifel an vergleichsweise kleinen Fragezeichen festzumachen. Klar sollen sie keine Aktivisten sein, aber sie sollten sich auch nicht profilieren auf Kosten ziemlich eindeutig notwendiger Aktion.

    6. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan Das ist ja nur ein Teil der Kritik! Jetzt, wo die UNO einen neuen Treibhausgas-Rekord vermeldet, wo wirklich guter Wissenschaftsjournalismus notwendig wäre, der erklärt, was 405,5 ppm für unsere Gesundheit, die Flüchtlingsströme, den Jetsream etc. bedeuten, jetzt publiziert der SPIEGEL eine dpa-Meldung, die die Pressemeldung der WMO übersetzt und wiedergibt! Ich weiß, dass Bojanowski nicht für Spiegelonline zuständig ist. Aber angesichts eines solchen Journalismus gegen die Wissenschaft und die Kollegen zu wetter, das ist einfach affig!

      Empfehle folgenden piqd:

      https://www.piqd.de/kl...

    7. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan Zur Vervollständigung noch dieses. Christopher Schrader ist mit dem Zapp-Beitrag auch sehr unglücklich und fasst noch mal zusammen, worum es ihm eigentlich geht. https://www.riffreport...

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