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Über ein Schaf, das beschloss, ein Pferd zu sein (ja, ernsthaft)

Dmitrij Kapitelman
Lesen, Schreiben, Mirsachenmerken. Journalismus darf auch Spaß machen.
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Dmitrij KapitelmanDonnerstag, 26.08.2021

Die Geschichte von Leni also, dem Kamerunschaf in Oberbayern. Unter ihres Gleichen offenbar nie glücklich geworden, ging sie fort. Um sich edel und autark den Pferden anzuschließen. Entgegen aller Konventionen über die psychologische Architektur dieser Nutztiergattung.

"Ein Schaf also, emporgestiegen aus den Niederungen der Namenlosigkeit zu bescheidenem Ruhm: Leni, das heroische, das wundersam pferdliche Schaf!"

Lenis eigenwillige Flucht, ihre frustrierten, ihr nachjagenden Besitzer, der verdutzte Verhaltensforscher, die nicht minder verdutzten Pferde, denen dieses seltsame kleine Ding nun den Hafer wegfuttert und sich an ihnen reibt – all die Lebewesen, denen dieses Schaf ein unbekanntes Maß an Freiheit vorexerziert. Über sie schreibt ZEIT-Autor Alard von Kittlitz mit so einem spürbaren Genuss und intelligentem Unterbau über das Wesen eines Wesens. Es ist schlicht eine Wonne.

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Kommentare 2
  1. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor 2 Jahren

    Gern noch ein Buchtipp zum Thema:

    Lars Chittka: "The Mind of a Bee", Princeton, 2022.

  2. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    Schön, dass Leni eigene Wege geht. Im Übrigen sind die Schafe die "Gesichtsexperten" unter den Nutztieren. In Studien konnte gezeigt werden, dass Schafe Paare von Fotos anderer Schafe unterscheiden können. Sie können sich gar die Gesichter von 50 verschiedenen Individuen mehr als zwei Jahre lang merken. Und genau wie der Mensch bevorzugen sie bestimmte Gesichtsausdrücke. Schafe reagieren empfindlich auf emotionale Gesichtsausdrücke. Selbst Prominente können Schafe identifizieren. Studien offenbaren, dass sie Fotos von vier verschiedenen menschlichen Berühmtheiten unterscheiden können, selbst wenn ihnen die Gesichter in unterschiedlichen räumlichen Ausrichtungen präsentiert werden. Diese Tiere verfügen über äußerst ausgefeilte Fähigkeiten zur Gesichtserkennung, die denen von Menschen und anderen Primaten in nichts nachstehen.
    Jede Tierart hat ihre eigene Natur. Nutztiere sind jemand, nicht etwas - das zeigt auch Leni. Sie haben viele der gleichen geistigen und emotionalen Eigenschaften, die wir bei uns selbst und bei den uns am nächsten stehenden Tieren - Hunden und Katzen - erkennen. Das Innenleben der Nutztiere darf kein "verbotenes Territorium" sein. Unser Selbstverständnis darf sehr wohl erschüttert werden.

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