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1986 in Kiew zur Welt gekommen. Seit zwanzig Jahren einer von den guten Einwanderern. In Leipzig Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie studiert. An der Deutschen Journalistenschule zum Redakteur verarbeitet. Seitdem beseeltes Berliner Edelprekariat. Ach ja, bei Hanser Berlin Literatur verbrechend. Das mach ich wirklich gern.
Das Setting ist so grotesk, dass man glauben könnte, es handle sich um eine Filmidee: Seit über einem Jahr harren Hunderte vor den Taliban geflohene Afghanen in einem albanischen Baderesort aus. Das Rafael Resort.
"Das Rafaelo Resort an der albanischen Adria-Küste wirkt mit seinen acht Stockwerken wie eine Mischung aus Kongresszentrum und Plattenbau. Es ist eines der größten Urlaubs-Resorts in Nordalbanien: 30.000 Quadratmeter, 650 Zimmer, zwei Pools, Souvenirshop, ein paar Palmen und eine Kopie der New Yorker Freiheitsstatue aus Gips."
Zwischenzeitlich sind es fast 1700 geflüchtete Menschen. Unter ihnen frühere Regierungsberater, Unternehmer – Menschen, die sich mehr oder weniger zur Elite zählten. Nun tatenlos und Tag um Tag festgesetzt am Planschbecken. Zum ersten Mal mit dem Gefühl konfrontiert, nutzlos zu sein, wie Autorin Franziska Tschinderle beschreibt.
Die meisten wollten eigentlich weiter in die USA oder Kanada. Zumindest geht es Abdurahim Rahimsai so, der für eine US-amerikanische Logistikfirma arbeitete. Und sich im Verlauf der Reportage mit dem Albaner Xhaxha anfreundet, der einen kleinen Kiosk im Resort eröffnet. Der junge Kabuler Grafikdesigner Mustafa Noorsi weiß auch nicht so recht wohin mit sich - aber ist vielleicht hotelintern verliebt. Womit er diskret sein muss. Die Basketballspielerin Maryam Ehsani muss ebenso einen Weg finden, ihre Zeit im Resort mit Sinn zu füllen. Wobei sie diskret sein muss. Die Leute reden:
Das Rafaelo", sagt sie, "ist wie ein kleines Afghanistan." Hier hätten sich die Traditionen, vor denen sie geflohen sei, wie in einem Mikrokosmos konserviert. Monatelang hat sie an einem Strand gelebt, aber war nie in einem Bikini schwimmen. "Ich will endlich richtig frei sein", sagt sie.
All diese Protagonistinnen verfolgt man über das Jahr. Was eine unglaubliche, unwirkliche und doch sehr reale Reportage ergibt.
Quelle: Franziska Tschinderle Bild: Ilir Tsouko Artikel kostenpflichtig www.zeit.de
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