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Die Morde von Hanau: Wie krank ist eine Gesellschaft, die solche Täter hervorbringt?

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsFreitag, 21.02.2020

Rechtsextreme Gewalt hat eine lange Tradition in Deutschland. In der Weimarer Republik ermordeten Gruppen wie die Organisation Consul aus antisemitischen, rassistischen und politischen Anlässen. Die Verrohung der Gesellschaft im Ersten Weltkrieg wurde als Erklärungsmuster dafür nach 1945 gefunden. Aber wie erklären wir heute den Anschlag auf das Oktoberfest 1980, die Morde der NSU und nun den Anschlag in Hanau?

Georg Seeßlen geht dieser Frage für ZEIT Online nach. "Wie krank ist eine Gesellschaft, die solche Täter hervorbringt?", fragt er. Und die Antwort darauf ist weniger kurz und einfach, aber eine lohnenswerte Lektüre. Denn, so sieht es der Autor: 

"Die Gewalt von rechts und die Gewalt, die sich eine rechte Begründung sucht, haben in unserer Gesellschaft in jüngster Zeit in einem Maße zugenommen, die keine Einzelfall-Begründung, keine Verharmlosung, kein Zur-Tagesordnung-Übergehen mehr zulässt."

Wie krank sind die Täter? Und wie kaputt ist die Gesellschaft? Gebetsmühlenartig wiederholen Politiker nach solchen Schreckenstaten, dass die Gewalt uns allen gilt. Aber wer ist heute noch wir? Und wer ist tatsächlich krank? Seeßlen wirft Fragen auf, die sich lohnen. Er vergleicht die Bundesrepublik heute mit der Weimarer Republik und dem nationalsozialistischen Staat, er zieht die Psychoanalyse zu Rate, überlegt, was Empathielosigkeit und Barbarisierung von "Anderen" mit den Menschen machen.

"Statt sofort von einer kranken Gesellschaft zu sprechen – einer Gesellschaft, die zugleich von Rechtspopulismus und Neofaschismus befallen wird wie von einer Virusepidemie – ließen sich zwei Beziehungen beschreiben: 1. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder gegen die Krankheit ("das Gift") nicht beschützen kann oder will. 2. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder ihrerseits krank macht ("vergiftet")."

Seeßlen fragt, wie viele Menschen noch sterben müssen, bis Gesellschaft und Staat damit beginnen, mehr als nur Symptome zu behandeln. Er träumt von einem "Projekt der demokratischen Renaissance". Für ihn ist die "zerrissene Mitte der Gesellschaft hinter der Maske der Normalität" der Auslöser solcher Taten, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Norwegen und anderen westlich-demokratischen Staaten. 

Spannend wäre allerdings noch ein Blick über den rechtsradikalen Rand hinaus. Worin unterscheiden sich Attentäter aus dem rechten Lager von den Dschihadisten, sie sich ebenfalls als Außenseiter einer Gesellschaft fühlen, die sie heilen wollen von Übeln wie Amerikanismus und "falschen Werten"? Der Anschlag vom Breitscheit-Platz in Berlin und das Attentat in Hanau, gelten hier ähnlich Erklärungsmodelle? So manche Frage bleibt.

Die Morde von Hanau: Wie krank ist eine Gesellschaft, die solche Täter hervorbringt?

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre

    interessant.

    hierzu passt der Gedanke den ein Teilnehmer auf unserer aktuellen mahnwache #regiongegenrassismus in korbach äußerte:
    egal ob krank oder nicht,
    aber der Attentäter hat sich als Opfer nicht angebliche außerirdische oder KrebsMenschen ausgesucht;
    nein er wählte Menschen mit migrationshintergrund (die er als fremd ansah und durch die Verrohung die Verschiebung des sagbaren in unserer Gesellschaft als legitime ziele...).

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