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Die Endlagersuche geht uns alle etwas an

Leonie Sontheimer
Freie Journalistin
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Leonie SontheimerMontag, 28.09.2020

Falls Sie es verpasst haben sollten: Heute war ein wichtiger Tag für die deutsche Endlagersuche. Es wird jetzt ein bisschen kompliziert, denn die ganze Suche ist kompliziert. Aber die Idee war, dass sich Bürger*innen dieses Mal von vornherein beteiligen können. Wenn wir das noch erreichen wollen, sollten alle verstehen, was heute passiert ist:

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung, das Unternehmen, das mit der Endlagersuche betraut wurde, hat den sogenannten "Zwischenbericht Teilgebiete" veröffentlicht. Seit die Endlagersuche 2017 in eine neue Runde gegangen ist, war immer von einer weißen Deutschlandkarte die Rede – keine Region sollte bevorzugt behandelt werden, weder Großstädte noch Gorleben. Diese Karte ist seit heute nicht mehr weiß, sondern etwa zur Hälfte eingefärbt. Auf Basis von wissenschaftlichen Daten wurden 90 Teilgebiete ermittelt, die weiter erforscht werden sollen, um das bestmögliche (also sicherste) Endlager für den hochradioaktiven Atommüll zu finden. (In dieser interaktiven Karte auf der Webseite der BGE können Sie ihre Postleitzahl eingeben und herausfinden, ob Ihre Region weiter in Frage kommt.)
Und jetzt sind wir alle gefragt!

Ich selbst habe im Januar schon einmal recht ausführlich für Perspective Daily aufgeschrieben, wie die Endlagersuche ablaufen soll und wo es Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen gibt.

Hier möchte ich allerdings den aktuellen Kommentar von Ulrich Schnabel auf Zeit Online zu dem Thema empfehlen. Er beginnt so:

Käme die Idee nicht etwa 40 Jahre zu spät, wäre sie großartig: Mithilfe der Wissenschaft und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger suchen wir nach dem besten Platz für ein Atommüllendlager in Deutschland. Und dann beschließen wir einmütig als Gesellschaft, unseren strahlenden Abfall – der ja irgendwo hinmuss – dort zu verstauen. Endlager gut, alles gut.

Schnabel beschreibt im Beitrag ein paar Gründe, die dagegen sprechen, dass die eigentlich brillante Idee eines "partizipativen, wissenschaftsbasierten, transparenten, selbsthinterfragenden und lernenden" (Zitat aus dem Standortauswahlgesetz) aufgehen wird. Ich habe trotzdem Hoffnung. Es ist eine beispiellose gesellschaftliche Aufgabe, einen Standort zu finden, der von allen akzeptiert wird; vor allen Dingen von den Menschen, die in der Region leben.

Je mehr Menschen sich jetzt schon informieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir diese Aufgabe meistern. Deswegen lesen Sie heute bitte etwas, irgendetwas über die Endlagersuche. Danke!

Die Endlagersuche geht uns alle etwas an

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Kommentare 11
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

    Ich glaube nicht, dass irgendjemand ernsthaft die Suche und die Errichtung eines Endlagers in Deutschland betreibt.

    Erstens ist es zweifelhaft, ob ein solches Endlager überhaupt so sicher sein kann, dass es über Jahrtausende hinweg zuverlässig funktioniert. Wie will man das sicherstellen? In Deutschland hat man es ja noch nicht einmal geschafft, "nur" schwach- und mittelradioaktive Substanzen zu lagern, ohne dass die entsprechende Location (Asse) nach kurzer Zeit absäuft und derzeit kaum jemand weiß, wie man diesen Schlamassel in den Griff kriegen soll.

    Zweitens wird sich keinE PolitikerIn in Deutschland an diesem Thema die Finger verbrennen wollen. Da kann man nur verlieren.

    Die Verantwortlichen spielen auf Zeit; nur deshalb hat man sich für dieses extrem langwierige Verfahren entschieden. "Geeignete" Orte hätte man schon längst finden können, wenn man gewollt hätte. Und wie kann es eigentlich sein, dass Gorleben, welches jahrzehntelang als geeignet galt, auf einmal nicht mehr geeignet sein soll? Dass sich die geologischen Bedingungen dort geändert haben sollten, halte ich für ausgeschlossen, oder hat jemand den Untergrund ausgetauscht ;-)

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 4 Jahren

    "Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ist dennoch überzeugt vom deutschen Weg. Deutschland sei bei der Lösung des Atommüll-Problems weiter als die meisten anderen Länder mit Atomkraftwerken, sagte sie am Montag.

    Zumindest FINNLAND kann Schulze damit nicht meinen. Auf der Insel Olkiluoto, im Südwesten des Landes, sollen schon in vier bis fünf Jahren die ersten gebrauchten Brennstäbe eingelagert werden. „Es sieht gut aus“, sagte Janne Mokka, Chef der Betreibergesellschaft, der F.A.Z. kürzlich auf die Frage, ob dieser Zeitplan trotz Corona zu halten sei. Aller Voraussicht nach habe man Mitte der zwanziger Jahre „das erste funktionsfähige Endlager für hochradioaktiven Abfall auf der Welt“. Die Finnen, die knapp ein Drittel ihres Stroms aus Kernenergie beziehen, haben vor, den atomaren Abfall in Kupferkapseln einzuschließen und sie 450 Meter unter der Oberfläche in fast zwei Milliarden Jahren altem Granitgestein zu lagern. Nicht nur geologisch hat Finnland die besseren Voraussetzungen für ein Endlager. Auch die Bürger stehen dem Thema offener gegenüber. „Hier in Finnland sind alle überzeugt davon, dass sich diejenige Generation, die von der Atomkraft profitiert und den Strom aus den Atomkraftwerken verbraucht, auch um den Abfall kümmern und ein Endlager bauen muss“, sagte Betreiber-Chef Mokka. Selbst die Grünen seien für das Endlager auf der Insel."
    https://www.faz.net/ak...

    1. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      Ich sehe spontan: "...als die MEISTEN anderen Länder..." und "habe man [Finnland] Mitte der zwanziger Jahre das ERSTE funktionsfähige Endlager". Scheint also Finnland tatsächlich nicht gemeint zu haben ;)

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) "Noch schneller als in Finnland war man in SCHWEDEN. Dort wurde mit der Planung eines Endlagers sogar noch früher begonnen. Inzwischen ist der Prozess aber in Verzug geraten. „Wir schätzen, dass wir Anfang der 2030er Jahre das Kernbrennstofflager und die Verkapselungsanlage in Betrieb nehmen“, teilt die schwedische Endlagergesellschaft SKB auf Anfrage mit."

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) "Auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Deutschland ist man deutlich weiter. Die Atomnation FRANKREICH (71 Prozent Atomstrom) will ihr nukleares Endlager nach heutigen Plänen 2035 in Betrieb nehmen. Ein entsprechendes Versuchslabor arbeitet seit anderthalb Jahrzehnten 500 Meter tief in der Erde beim Dörfchen Bure in Lothringen 160 Kilometer südwestlich von Saarbrücken. Doch vor dem Start muss das umstrittene Projekt noch mehrere Hürden nehmen, die endgültige Genehmigung durch die Regierung steht aus. Anrainer und Atomkraftgegner haben sich immer wieder gegen das Projekt gestellt, und wechselnde Regierungen zögerten eine endgültige Entscheidung hinaus. So lange wird ein Großteil des umfangreichen französischen Atommülls an der Wiederaufbereitungsanlage La Hague und an Atomkraftwerken gelagert. Kosten soll das Endlager 25 Milliarden Euro, was die Gegner des Projektes aber für eine grobe Unterschätzung halten."

    4. Uwe Protsch
      Uwe Protsch · vor 4 Jahren

      Ein "Betreiber-Chef" ist vielleicht nicht die objektivste Person, um Aussagen über die Akzeptanz von Endlagern bei der Bevölkerung zu machen, oder?

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Uwe Protsch Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls gibt es dort ein Endlager und von Protesten hört man wenig.

      Ach ein Anti-Atom-Aktivist ist ja vielleicht keine objektive Quelle.

    6. Uwe Protsch
      Uwe Protsch · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Ein "Anti-Atom-Aktivist" ist aber gar nicht zu Wort gekommen. Und ein Endlager mit eingelagertem Material gibt es noch nicht, sondern erst in ein paar Jahren. Wenn nichts dazwischenkommt.

  3. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 4 Jahren

    Gut, dass es wieder mal los geht ....

  4. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

    Danke fürs Piqen dieses wichtigen Themas! Aber bei aller Euphorie für Bürgerbeteiligung: Am Ende wird der Bundestag entscheiden müssen, nur er ist dazu legitimiert - und er wird die Entscheidung gegen irgendwelche Betroffenen massiv durchdrücken müssen. Es sei denn, was ich nicht hoffe, man karrt das Zeug nach Russland oder Afrika oder wo auch immer hin.

    1. Andreas P.
      Andreas P. · vor 4 Jahren

      Ich glaube nicht, dass wir zu diesem Thema eine Entscheidung sehen werden. Der status quo ist politisch viel einfacher als jede Entscheidung. Irgendwann baut dann einer einen https://dual-fluid-rea... und löst das Problem.

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