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Es gab offensichtlich wieder eine Staffel "Germany’s Next Topmodel" (GNTM) und ich Glückliche habe das erst mitbekommen, als ich diesen Beitrag im Deutschlandfunk gehört habe. Ich habe GNTM schon oft zur Hölle gewünscht (z. B. hier 2015 und hier 2016), die Sendung ist aus feministischer Sicht ein kompletter pain in the ass, aber natürlich auch ein interessantes Phänomen. Warum gucken Menschen das? Der Beitrag (hier die Audioversion) fragt danach, was Leute an solchen Szenen gefällt:
Heidi Klum (während sie den Kleiderschrank einer Kandidatin "aufräumt"): „Wir sagen immer: Zieh dich cooler an, zieh dich cooler an. Aber das Problem ist echt: In deinem Schrank ist einfach nichts da, um es cooler zu machen.“
„Nee.“
„Siehst du das auch?“
„Ja.“
„Ich möchte einfach nur versuchen, es für dich einfacher zu machen. Und fang jetzt nicht zu weinen an. Ich möchte auch nicht, dass du dich schämst. Ich möchte dir helfen. Ich gehe morgen mit dir einfach (Anm.: das hieß "einkaufen" im Audio-Original), okay? Du musst nicht weinen deswegen. Warum weinst du deswegen?“
Geweint wird viel in der Sendung und das hat seinen Grund. Kai Tilgen, der lange Regisseur für Castingformate war, erklärt dazu:
"Du spielst ja immer mit der Enttäuschung, oder auch mit der Bestätigung der Erwartung. Und das kannst du ja mit beeinflussen. Auf alle Fälle. Also du hast Kameras, du hast Ton. Und ganz wichtig, du hast den Schnitt. Durch Hinzufügen und Weglassen erzählst du natürlich Geschichten. Du hast die Musik, das sind viele Sachen, die da einfach zusammenspielen – und die man im Schnitt zusammenmischen kann.“
Es geht also nicht um die Realität, meint der Regisseur. Es gehe ganz einfach darum, die Zuschauerinnen und Zuschauer zu halten – über die Werbeblöcke hinaus: „Wenn man sich diesen Job aussucht, dann macht man den ja auch, weil man sich für Menschen interessiert, weil man Geschichten erzählen will. Und beim Privatfernsehen erzählt man manchmal halt auch Geschichten, die es gar nicht gegeben hat. Oder die es mit diesem Ende nicht gegeben hat, oder die es mit der Konnotation nicht gegeben hat. Das kann man prima machen."
Dass das alles geschnitten und so gebaut ist, dass es möglichst spannend und konfliktreich ist, wissen viele Zuschauer*innen. Margreth Lünenborg, Journalistikprofessorin an der FU Berlin, erklärt, dass das für die Funktion solcher Sendungen aber nicht so wichtig ist. Man guckt sie nicht, um etwas über den Modelberuf zu lernen, sondern um unterhalten zu werden und quasi risikofrei Gefühle durchzuspielen:
"Und die Lust, sich das immer wieder anzuschauen, sich dem auszusetzen, hat was damit zu tun, dass das sozusagen die emotionale Dynamik in einen selbst hineinspült oder einem zur Verfügung stellt, an der wir ja eine bestimmte Klaviatur erproben können, beobachten können, ohne dem selber eben ausgesetzt zu sein."
Schade nur, dass dafür reale junge Frauen zum Weinen gebracht werden und nicht Roboter oder Zeichentrickfiguren.
Quelle: Christoph Sterz Bild: picture alliance/... www.deutschlandfunk.de
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