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Kurator'in für: Europa Fundstücke Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953, geboren in Bünde/Westfalen. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Bielefeld und Marburg/Lahn ab 1989 Leiter des Industrie- und Sozialpfarramtes des Kirchenkreises Herne. Von 2007 bis 2009 Referent für Sozialethik an der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Von 2009 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments (DIE LINKE). Mein persönliches Highlight im EP: Ich war Berichterstatter für die Zahlungskontenrichtlinie, die jedem legal in der EU lebenden Menschen das Recht auf ein Bankkonto garantiert. Seit 2014 freiberuflich tätig. Publizist. Diverse Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Publikationen, seit Dezember 2016 Herausgeber des Europa.blog und seit Juni 2020 auch Herausgeber des "Ruhrpott Podcast".
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Diese Behauptung zirkuliert in einigen friedensbewegten und linken Kreisen der bundesdeutschen Gesellschaft. Anlässlich des 1. Jahrestages des russischen Überfalls auf die Ukraine will ich daher heute auf einen Beitrag von Paul Schäfer verweisen, der diese These kritisch unter die Lupe nimmt. Schäfer kommt aus der Friedensforschung, war von 2005 bis 2013 für DIE LINKE im Bundestag und verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion.
Unter dem Titel „Die Johnson-Legende, oder: ‚Wie der Westen den Frieden verhinderte’“ nimmt Schäfer sich die vermeintlichen Belege der Behauptung, Boris Johnson und die NATO hätten im Frühjahr 2022 einen von dem ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausgehandelten Friedensvertrag verhindert. Auf der Basis einer aufwendigen Recherche hat Schäfer sich die derzeit öffentlich zugänglichen Quellen zu den Gesprächen, die es kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges tatsächlich gegeben hat, sowie auf die vermeintlichen Quellen, auf die die Vertreter dieser These verweisen, angeschaut.
Minutiös belegt Schäfer, dass die These vom verhinderten Friedensvertrag zwischen der Ukraine und Russland ins Reich der Legenden gehört. Schäfers Analyse belegt aber nicht allein die Unhaltbarkeit dieser These, sie zeichnet auch nach, wie die Informationen über die erfolgten Gespräche und Geschehnisse Schritt für Schritt so manipuliert wurden, dass sich die Fakten am Ende in einer Legende aufgelöst haben.
Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine sind zwar wünschenswert und sie werden auch irgendwann stattfinden. Aber wie könnte eine Friedensordnung nach diesem Krieg, der nach weitgehender Einschätzung die alte europäische Friedensordnung zerstört hat, aussehen? Dazu gibt es bisher aus dem politischen Bereich kaum Ideen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch noch auf einen heute veröffentlichten Text des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow verweisen, in dem er erste Überlegungen anstellt, wie eine zukünftige Friedensordnung aussehen könnte: Das deutsche Paradoxon zum Ukraine-Krieg in 10 Thesen. Dieser Beitrag von Ramelow führt Überlegungen von ihm fort, die er schon einige Tage früher veröffentlicht hatte: Von gemeinsamer Sicherheit und wechselseitiger Achtung. Aus meiner Sicht wären diese ersten Skizzen einer zukünftigen europäischen Friedensordnung um den Aspekt einer europäischen Klima-Union bzw. Energie-Union noch zu ergänzen.
Ramelow positioniert sich in diesen Texten explizit gegen die umstrittenen und teils auch mehr als fragwürdigen Äußerungen anderer linker PolitikerInnen zum russischen Krieg gegen die Ukraine, die die Verantwortung für den Krieg den USA und der NATO zuschieben wollen, was einer Täter-Opfer-Umkehr gleichkommt, ein Unterfangen, das ursprünglich das Geschäft der extremen Rechten war. Wer zur Herkunft und zur Rhetorik der Täter-Opfer-Umkehr mehr erfahren möchte, dem sei der Band „Falsche Propheten: Studien zur faschistischen Agitation“ – insbesondere das Kapitel „Der Feind heißt Jude“ – empfohlen. Der Band wurde von dem in die USA emigrierten Mitbegründer der Kritischen Theorie, Leo Löwenthal, 1948 veröffentlich und analysiert die Rhetorik faschistischer Agitatoren in den USA während der Zeit der Nazi-Diktatur. 2021 wurde der Band neu aufgelegt.
Quelle: Paul Schäfer www.paulschaefer.info
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Ramelows Thesen sind gut weil sie den Blick nach vorn richten, aber wenn er eine Kampfpause mit darauffolgendem Waffenstillstand vorschlägt, vermeidet er m.M.n. die Gretchenfrage: "Wie stehst du zum vollständigen russischen Abzug?"
Sarah Wagenknecht ist ganz vorn dabei, den angeblichen Friedensvertrag als Fakt hinzustellen ……
https://www.welt.de/me...
Aufschlussreich.
Auch andere Texte auf der Webseite von Paul Schäfer sind lesenswert.
Ergänzend sei dieser Text über russische Propaganda, die auch im Westen wirkt, empfohlen:
https://www.ipg-journa...?