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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Vor einem Vierteljahrhundert begann der heutige serbische Regierungschef Aleksandar Vučić seine politische Karriere mit ähnlich antihumanistischen Sprüchen wie Donald Trump. Als journalistischer Kriegstreiber und Ultranationalist hetzte er gegen Kroaten, Kosovo-Albaner und Bosniaken, später diente er dem Diktator Slobodan Milošević als Propagandaminister und ließ negative Berichterstattung verbieten. Vor einigen Jahren wandelte er sich scheinbar wundersam zum antinationalistischen Demokraten und Proeuropäer, seitdem sagt er immer wieder, er schäme sich für seine früheren Ansichten. In Wirklichkeit hatte Vučić entdeckt, dass mit großserbischem Nationalismus in Serbien keine Wahlen und keine Macht mehr zu gewinnen waren. Nun hat er sie, die Macht in Serbien, und zwar allein. Und eigentlich blieb sich Vučić treu: Er ist auch heute nie um einen populistischen und/oder gemäßigt nationalistischen Spruch verlegen, er ist (wie Trump) ein Hochstapler, wie alle Egomanen-Autokraten sagt er „ich", wenn es „wir" heißen muss, und er bringt das Kunststück fertig, gleichzeitig als proeuropäisch und prorussisch und als Nationalist und Friedensstifter in der Westbalkan-Region aufzutreten. Berichte in serbischen Medien über seine Familie und seine – mutmaßlich außergewöhnlich guten – Vermögensverhältnisse hat er zum Tabu erklärt. Die Presse nennt ihn einen „nationalpopulistischen Selbstdarsteller", Politico einen „Möchtegern-Retter Serbiens" und der Economist einen „Wendehals". Die deutsch-bosnische Literaturwissenschaftlerin und Lektorin Lina Muzur hat in Belgrad eine von Vučić angeordnete, gespenstische Ausstellung über Pressefreiheit in Serbien besucht und darüber einen Text geschrieben – entstanden ist so ein sehr subjektives Porträt von Aleksandar Vučić und zugleich ein exaktes Psychogramm des serbischen „Dominators".
Quelle: Lina Muzur Bild: Maxim Zmeyev/Reuters zeit.de
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