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Brexit: Die Stimmung kippt
Freie Medizinjournalistin
Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Früher, als wir noch an Umfragen glaubten, hätten wir vielleicht bei solchen Artikeln abgewinkt. Heute suchen wir nach Indizien dafür, dass eine Umfrage eine tatsächlich vorhandene Stimmung abbildet – und lesen fasziniert Texte, die erklären, warum an den Zahlen etwas dran sein könnte.
Zugegeben: Meine Toleranzschwelle für Zahlenanalysen ist beim Thema Brexit höher als bei anderen Themen. Und ebenfalls zugegeben: Ich freue mich über das Ergebnis der YouGov-Umfrage, über die in der Times bereits letzte Woche zu lesen war. Mein Brexit-Lesetipp ist deshalb vielleicht nichts für Leute, die von Zahlenspielen kalt gelassen werden und auch nichts für diejenigen, die das Wort Brexit schon nicht mehr hören können.
Für alle anderen ist der Text höchst interessant. Denn er analysiert die jüngste der 41 YouGov-Umfragen, die zum 1. Mal seit dem Referendum eine deutliche Mehrheit (mehr als 2% Vorsprung) für die Meinung abbildet, die wir Kontinentaleuropäer sowieso für die Vernünftigste halten. Es steht 53 zu 47 für: "Britain was wrong to vote to leave the European Union.” Das ist durchaus eine kleine Sensation und markiert wahrscheinlich einen Wendepunkt in der öffentlichen Meinung der Briten.
Das Ergebnis kommt zu einer Zeit, da die Gespräche so festgefahren sind, dass viele einen No-Deal-Brexit für immer wahrscheinlicher halten. Zu einer Zeit, in der die für letzte Woche angesetzte Withdrawal-Bill-Lesung verschoben werden musste – wegen der vielen Änderungsanträge (was die Schwäche der Tories offenbart). Zu einer Zeit, in der sich das Ministerium für den Austritt aus der EU mit einer Klage konfrontiert sieht, nach der "geheime" Brexit-Reports veröffentlicht werden müssten. Und zu einer Zeit, in der offen über eine Manipulation des Referendums gesprochen wird (Stichwort: Cambridge Analytica und Co.).
Kein Wunder, dass die Stimmung kippt. Peter Kellner, Ex-Vorstand von YouGov, erklärt hier, was noch dafür spricht, dass man den Zahlen trauen kann.
Quelle: Peter Kellner Bild: NEWZULU/David Whi... EN prospectmagazine.co.uk
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